Freitag, 28. September 2007

Schick gemacht

Eine Premiere ohne Nervenkitzel
HSV Handball setzt sich in der Champions League souverän gegen Viborg durch. Rudolph fordert von seiner HSV-Mannschaft am Sonntag, beim Bundesliga-Topspiel gegen Flensburg-Handewitt, nicht weniger als einen Sieg.
Christian Fitzek hatte es sich in der Alsterdorfer Sporthalle längst gemütlich gemacht, so ganz allein in der ersten Reihe. Die Beine hatte der Sportchef des HSV Handball weit ausgestreckt, sein linker Arm umfasste lässig die Rückenlehne des freien Sitzplatzes neben ihm, und seinen Körper hatte er leicht auf die Seite gedreht. Fitzek lag mehr auf seinem Schalensitz, als dass er saß. Er sah fast aus wie ein Urlauber an der Cote d'Azur, der sich auf seiner Sonnenliege etwas aufgerichtet hatte und das Treiben um ihn herum verfolgte.
Bemerkenswert souverän
Von Anspannung war bei Christian Fitzek, genauso wie bei den 2353 Zuschauern in der nur halb gefüllten Sporthalle, nichts zu erkennen gewesen. Und das aus gutem Grund. Der HSV Handball absolvierte das erste Champions-League-Spiel seiner Vereinshistorie gegen den dänischen Vizemeister Viborg HK in bemerkenswert souveräner Manier. Am Ende stand ein 35:26 (20:14) zu Buche. Die Überlegenheit der Hamburger war ähnlich erdrückend gewesen wie in der vergangenen Saison in den ersten Spielen des Europapokals der Pokalsieger, dem sportlich niedriger gestellten Wettbewerb. Der Inhalt war gleich, nur die Verpackung hatte sich geändert. „EHF Champions League“ stand drauf – verziert mit einem Sternchen.
Wie dominant der HSV auftrat, lässt sich am besten anhand der Mannschaftsaufstellung in der Schlussphase der Partie beschreiben. Der nominelle Linksaußen Matthias Flohr spielte als Ersatz für Hans Lindberg auf der rechten Außenbahn. Lindberg hatte wieder die Knöchelverletzung gespürt und früh auf der Ersatzbank Platz genommen. Zunächst vertrat ihn Krzysztof Lijewski. Der zweite etatmäßige Rechtsaußen, Stefan Schröder, war wegen seiner Roten Karte im Europapokal-Finalrückspiel bei Ademar Leon gegen Viborg HK gar nicht erst spielberechtigt gewesen.
Nicht nur Flohr nahm auf Geheiß von HSV-Trainer Martin Schwalb eine ungewohnte Position ein, auch Bertrand Gille erlebte die letzte Viertelstunde aus einer für ihn neuen Perspektive. Der Kreisläufer versuchte auf Linksaußen sein Glück. Die Partie war zu dem Zeitpunkt längst entschieden. Hamburg führte mit 28:20. „Experimente“ seien das gewesen, sagte Bertrand Gille nach dem Spiel. Das erste Champions-League-Tor der Vereinsgeschichte erzielte Kyung-Shin Yoon nach 2:31 Minuten.
Glücklich über den deutlichen Sieg
Ein einziges Mal nur führten die Gäste – mit 1:0 nach zwei Minuten. Danach hatten die Hamburger, aufbauend auf der starken Leistung ihres Torhüters Per Sandström (17 Paraden), alles im Griff. Nur Martin Schwalb, der Perfektionist, der als solcher auch wahrgenommen werden möchte, konterkarierte mit seiner Aufgeregtheit am Seitenrand den Zustand größter Gelassenheit. „Die Vorwärtsbewegung hat mir nicht gut gefallen, und in der zweiten Halbzeit haben wir ein paar leichte Bälle verloren. Im Großen und Ganzen aber bin ich mit der Premiere zufrieden“, sagte Schwalb. Dem Anlass angemessen war er nicht in einer Trainingsjacke gekleidet. Er trug, genau wie Assistenztrainer Goran Stojanovic, ein hellblaues Hemd mit HSV-Stickerei auf der Brust und eine beige Hose.
Präsident Andreas Rudolph blickte nach dem Spiel – glücklich über den deutlichen Sieg, aber entsetzt über die geringe Zuschauerzahl („eine ausgesprochen dürftige Resonanz“) – schon auf den Sonntag voraus, wenn der HSV zum Spitzenspiel der Bundesliga die SG Flensburg-Handewitt (15 Uhr, Color Line Arena) empfängt. Flensburg ging in seinem Champions-League-Spiel gegen den spanischen Topklub Ciudad Real zu Hause mit 26:34 unter.
Rudolph fordert von seiner HSV-Mannschaft am Sonntag nicht weniger als einen Sieg. „Wir wollen das gewinnen, ganz klar. Wir haben jetzt gegen die Rhein-Neckar-Löwen zu Hause einen Punkt gelassen. Das war es damit für diese Saison. Mehr darf es nicht sein“, sagte Rudolph. So einfach wie gegen Viborg wird es gegen Flensburg allerdings nicht werden.

Eine Premiere ohne Nervenkitzel

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