Montag, 24. September 2007

Gute Reserven

Gesiegt - und Respekt gelernt
Coach Schwalb war sauer. Flensburg, am Sonntag nächster Gegner, gewinnt gegen den THW Kiel.

Minden/Hamburg -

Seit Martin Schwalb vor knapp zwei Jahren nach Hamburg kam , hat sich bei den HSV-Handballern Einiges zum Besseren gewendet. Der deutsche Pokalsieg 2006 und der Europacusieg im Frühjahr dieses Jahres sind sichtbares Zeugnis dessen.

Manchmal aber muss der Trainer noch richtig laut werden. Beispiel war das Bundesliga-Gastspiel in Minden: Als es der HSV in der Anfangsphase nach einer 8:4-Führung etwas zu locker angehen ließ (8:8 nach 14 Minuten), wurde Schwalb richtig sauer. Einer der Leidtragenden war - zu dessen Überraschung - Weltmeister Torsten Jansen (30), den Schwalb kurzerhand gegen Matthias Flohr (25) auswechselte.

Und der "L.i.R.", Linksaußen in Reserve, war einer der Garanten dafür, dass der HSV Hamburg auch ohne "Toto" (Jansen) mit dem 33:29 (18:15) beim Erstligavorletzten nicht das Glück in Anspruch nehmen musste. "Entscheidend waren heute die Spieler von der Bank. Vor allem Matthias Flohr muss ich hervorheben. Von seinen sieben Toren waren einige enorm wichtig", urteilte Schwalb. "Er war einer der Gewinner des Spiels."

Der zweite hieß Hans Lindberg (26). Der dänische Rechtsaußen, der (Reserve-)Weltmeister Stefan Schröder in wichtigen Spielen auf die Bank verdrängt hat, warf sechs Tore vor und fünf nach der Pause und war damit erfolgreichster Akteur. Mit einem Doppelpack hatte er die Führung auf 29:26 ausgebaut (53.), knickte um, kam aber fünf Minuten später noch mal aufs Feld, um einen von fünf Siebenmetern sicher zu verwandeln. Eine Kernspintomografie soll heute über seine Verletzung Aufschluss geben.

Insgesamt basierte der Sieg in Minden auf sehr vielen Einzelaktionen im Angriff, wobei Weltmeister Pascal Hens (nur 2 Tore) die Manndeckung des Gegners im Rückraum nicht schmeckte. Tempohandball sahen die 150 mitgereisten HSV-Fans (zu) selten, der deutsche Vizemeister spielte nicht aggressiv genug. "Wir sind einfach noch nicht konstant. Heute hat es gelangt, aber in Zukunft müssen wir uns steigern", sagte Torwart Johannes Bitter (zwölf abgewehrte Bälle), der in der 16. Minute den glücklosen Schweden Per Sandström (nur zwei Paraden) abgelöst hatte. "Wir haben heute Respekt gelernt", lautete Schwalbs Fazit. Man könne Spiele nicht mit 80 Prozent gewinnen.

Schwalbs Ärger war nach Spielschluss noch derart groß, dass er das Ergebnis des Bundesliga-Gipfels Flensburg - Kiel (37:32) nicht kommentieren wollte: "Das interessiert mich nicht sonderlich." Nach einmal guten 30 Minuten (eine Halbzeit beim 29:24 in Magdeburg) von Meisterschaft zu reden, sei unangemessen. "Wir müssen uns erst auf hohem Niveau stabilisieren."

Inwieweit das gelingt, wird sich Sonntag (15 Uhr, Color-Line-Arena) zeigen, wenn der HSV den neuen Tabellenführer Flensburg erwartet. Der hatte den Alleingang von Tripelsieger Kiel vor allem dank des starken schwedischen Torhüters Dan Beutler und des dänischen Regisseurs Thomas Mogensen (8 Tore) gestoppt. Zuvor feiert der HSV am Donnerstag (18.30 Uhr) in der Sporthalle Hamburg gegen Viborg Premiere in der Champions League - zumindest vom Namen her ein meisterlicher Wettbewerb.
Gesiegt - und Respekt gelernt

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