Montag, 17. September 2007

Risiko belohnt

Viele Schwächen beim 28:28 gegen Rhein-Neckar Löwen
HSV-Handballer leisten sich den ersten Makel in der Heimbilanz

Von Christian Görtzen
Dreieinhalb Minuten waren noch zu spielen. Im Handball ist das eine halbe Ewigkeit, noch dazu in der Schlussphase. Aber Martin Schwalb ging volles Risiko. Alles oder nichts, lautete die Devise des HSV-Trainers. Er nahm Johannes Bitter aus dem Tor und schickte dafür Pascal Hens auf das Parkett. Durch Hens als zusätzlichen Spieler wurde die 5:6-Unterzahl wieder ausgeglichen. Nur stand niemand mehr im Tor. Mit 25:27 lag der HSV Handball zu dem Zeitpunkt gegen die Rhein-Neckar Löwen zurück. Allen war klar: Wenn das nach hinten losgeht und die Gäste das 25:28 erzielen würden, wäre die Partie verloren.
Doch Hans Lindberg behielt die Nerven und brachte den HSV auf 26:27 heran. Schwalb nahm 2:01 Minuten vor Schluss eine Auszeit. Zeit für große Emotionen. Der ins Tor zurückgekehrte Bitter schrie in einer Art und Weise, die zwischen Tarzan und King Kong anzusiedeln ist, ins Publikum. Er wollte die 6456 Zuschauer in der Color Line Arena zu noch stärkerer Unterstützung animieren. Doch die waren schon längst durch den Krimi gefangen. Niemand saß mehr. Alle standen, klatschten rhythmisch Beifall und hörten nicht auf damit, stakkatoartig "HSV" zu rufen. Als Bertrand Gille 17 Sekunden vor dem Ende die Gastgeber mit 28:27 in Führung brachte, brach ein Aufschrei der Begeisterung aus. Doch neun Sekunden vor der Sirene glich Mariusz Jurasik zum 28:28 für die "Löwen" aus. Dabei blieb es.
Die Mienen der Hamburger Spieler verrieten, dass es sich eher um einen verlorenen als um einen gewonnenen Punkt handelt. Und das, obwohl die Hamburger zur Pause mit 12:17 zurückgelegen hatten und auch noch bis zur Mitte der zweiten Halbzeit mit fünf Treffern im Nachteil waren.
"Wir wollten zu Hause keine Punkte abgeben. Demzufolge handelt es sich also um einen verlorenen Punkt", sagte Bitter, der nur eine mittelmäßige Leistung geboten hatte. Viele Bälle rauschten ihm durch die Beine ins Tor. Auch sonst lief beim HSV lange Zeit wenig zusammen. Pascal Hens (vier Tore) spielte schwach, Krzysztof Lijewski war auf der Spielmacherposition zu hektisch, mehrfach stimmten die Laufwege nicht, und etliche technische Fehler sorgten dafür, dass ein Spielfluss gar nicht erst zustande kam. Selbst HSV-Präsident Andreas Rudolph verlor darüber seine Ruhe. "Seid ihr denn bescheuert?", rief er in der 39. Minute laut aus, als seine Spieler erneut eine gute Chance auf einen Gegenstoß verstolpert hatten.
"Man muss auch mal mit einem Punkt zufrieden sein", resümierte HSV-Trainer Martin Schwalb. "Wir haben gekämpft wie die Löwen und hauen nicht jede Mannschaft aus der Halle." Auch Rudolph bewertete das Ergebnis noch positiv. "So ein Punkt kann am Ende die Meisterschaft bringen", sagte er. Der verlorene Punkt kann aber auch zum Titel fehlen.
HSV-Handballer leisten sich den ersten Makel in der Heimbilanz

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