Montag, 24. September 2007

Noch mal gutgegangen

Schwalbs Brandrede rüttelt HSV wach
Die Hamburger legen gegen GWD Minden nach müdem Auftritt einen uninspirierten Pflichtsieg hin. Im Nordderby besieht Flensburg in einem packenden Duell THW Kiel und ist neuer Tabellenführer. Für Kiel war es die erste Niederlage der Saison


Elf Minuten lang hatte sich Martin Schwalb das Treiben seiner Spieler in der Mindener Kampa-Halle angesehen. Als der Tabellenvorletzte GWD Minden vor 2200 Zuschauern gegen seinen HSV Handball vier Tore in Folge erzielte und zum 8:8 ausglich, war es mit Schwalbs Geduld vorbei. Wütend knallte er die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch. Auszeit! Und in der durften sich die trägen HSV-Profis sehr deutliche Worte anhören.

Schwalb war außer sich vor Wut. „Ihr spielt wie eine Altherrentruppe, Sakrament! Das gibt's doch nicht! Es ist nicht selbstverständlich, dass wir hier gewinnen. Was glaubt ihr eigentlich, Mensch!“, zürnte der HSV-Trainer, der nach dem Wunsch des Präsidenten Andreas Rudolph die Mannschaft zum erstmaligen Gewinn der Meisterschaft führen soll. Schwalb trieb die Angst um, dass seine Profis schon am sechsten Spieltag der Bundesligasaison auf die Spitzenmannschaften entscheidenden Boden verlieren könnten.
Trainerschelte sorgt für leichte Besserung
Seine Ansprache sorgte zumindest für leichte Verbesserung auf dem Parkett. Der HSV setzte sich dank der Treffer von Yoon Kyung-shin (drei Tore) und von Hans Lindberg, der sechs seiner elf Tore in der ersten Hälfte erzielte, bis zur Pause auf 18:15 ab. Auch in der zweiten Halbzeit tat sich der HSV enorm schwer, quälte sich zu einem 33:29-Sieg und erfüllte damit glanzlos seine Pflichtaufgabe. Neben Hans Lindberg gefiel noch Matthias Flohr. Der Abwehrspezialist überzeugte auch im Angriff. Flohr erzielte sechs Tore. Nicht zuletzt dank seiner Treffsicherheit gelang es dem HSV, sich von 23:22 (43.) auf 30:27 (55.) abzusetzen.
„Meine Jungs wussten, was auf sie zukommen würde, aber es gelang ihnen nicht, die Vorgaben vollständig umzusetzen. Entscheidend waren die Spieler von der Bank“, sagte Schwalb. Er hob Flohr heraus. „Von seinen sieben Toren waren einige enorm wichtig. Er war mit Sicherheit einer der Gewinner des Spiels.“ Bruno Souza mühte sich redlich, den verletzten Guillaume Gille auf der Spielmacherposition zu ersetzen. Vollends gelang ihm das nicht. Torhüter Johannes Bitter erkannte richtig, dass der HSV in Minden keineswegs überzeugt hatte. „Wir haben nur 70 Prozent von dem gezeigt, was wir können. Heute hat es gelangt, aber in Zukunft müssen wir uns steigern. Der Titelkampf ist jetzt völlig offen“, sagte Bitter.
Packendes Nordderby
Er bezog sich damit auf den Ausgang des Nordklassikers zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel. In einem packenden Derby hatten die Gastgeber vor 6300 Zuschauern in der Flensburger Campushalle verdient mit 37:32 (20:13) gesiegt. Für Kiel war es die erste Niederlage der Saison. Sie hatte zur Folge, dass die Spitzenposition verloren ging. Neuer Tabellenführer ist Flensburg-Handewitt mit 11:1 Punkten vor dem THW (10:2) und dem HSV, der ein Spiel weniger ausgetragen hat und es auf 9:1 Zähler bringt. Am Sonntag kommt es in der Color Line Arena zum nächsten Spitzenspiel. Dann empfängt um 15 Uhr der HSV den neuen Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt.
Die Mannschaft von SG-Trainer Kent-Harry Andersson spielte sich gegen den THW in der ersten Halbzeit in einen Rausch. Angetrieben von ihren Fans und dem Spielwitz des überragenden Thomas Mogensen auf der Mittelposition, bauten die Gastgeber ihre Führung bis auf acht Tore (20:12/29.) aus. Die Kieler „Zebras“ versuchten, der Partie noch einmal eine Wende zu geben, doch an dem Tag fehlten ihnen gegen einen exzellenten Gegner die Mittel. „Das war das Schlechteste, was ich bisher von meiner Truppe gesehen habe“, klagte THW-Trainer Zvonimir Serdarusic. Damit habe sich gezeigt, dass sein Team mitnichten nur die Meisterschale abholen müsse. „Es hat noch nie eine Mannschaft gegeben, die unschlagbar ist, und das wird auch in Zukunft so sein“, fügte Serdarusic hinzu. Der lahme Auftritt der Kieler „Zebras“ weckt in Hamburg große Hoffnungen.
Schwalbs Brandrede rüttelt HSV wach

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