Samstag, 29. September 2007

Härtetest

Die zwei Gesichter der Unbesiegten

HAMBURG -

Den Handball nahmen sie am Freitag nicht in die Hand, die Spieler des HSV Hamburg und der SG Flensburg-Handewitt. Sie mussten erstmal ihren Einstand in der ersten Gruppenphase der Champions League verkraften.

Und das fiel den Hamburgern nach ihrer Königsklassen-Premiere beim 35:26 in Alsterdorf gegen die Dänen aus Viborg leichter als den Flensburgern nach deren 26:34 (14:13) in der Campushalle gegen Spaniens Meister Ciudad Real. Frust an der Förde. Freude in Hamburg?

"Die Flensburger haben einen schlechten Tag erwischt", sagte HSV-Kapitän Guillaume Gille (31), der die Wiederholung der Partie am Freitagmorgen auf Eurosport gesehen hatte. Der Franzose: "Die Niederlage macht sie noch gefährlicher, weil sie eine Reaktion zeigen wollen."

Und die muss aus - Förde(raler)-Sicht - ausgerechnet in Hamburg folgen: am Sonntag (15 Uhr) beim Bundesligaspitzenspiel in der Color-Line-Arena. In der ist der Vizemeister gegen Flensburg seit 2002 ungeschlagen. In dieser Saison ist dies das Team von HSV-Coach Martin Schwalb ebenso wie das des schwedischen SG-Trainers Kent-Harry Andersson. Und nur ein Grund, weshalb erstmals seit dem 17. März die Schwelle von 10 000 Besuchern durchbrochen ist - das 33:31 gegen Flensburg erlebten damals 12 807 Handball-Fans mit.

Was sie am HSV-Ensemble haben, war beim Champions-League-Einstand teilweise zu sehen: druckvolles Spiel, individuelle Klasse (Bundesliga-Torschützenkönig Kyung-Shin Yoon) und zwei Torhüter - im Fall Viborg der Schwede Per Sandström mit 40 Prozent parierter Bälle -, die hohen internationalen Ansprüchen genügen. "Die Vorwärtsbewegung hat mir nicht so gefallen", hatte Schwalb nach der Partie schon mit dem Flensburg-Spiel im Hinterkopf moniert.

Jedoch konnte der HSV-Trainer seine erste Garnitur um die Weltmeister Johannes Bitter (Tor), Torsten Jansen und Pascal Hens schonen, während Flensburgs Coach nach der Pleite gegen den "Königsklassen"-Sieger von 2006 sein Erinnerungsvermögen kaum bemühen mochte: "Die zweite Hälfte wollen wir so schnell wie möglich vergessen."

Dabei hatte der Vorjahresdritte beim 37:32-Bundesligasieg gegen Meister THW Kiel sein zweites, teils neues Gesicht gezeigt. Mit einem Etat von fünf Millionen Euro reicht die SG nicht an Kiel und Hamburg (je 6,5 Mio.) heran, jedoch hat das dänischste aller deutschen Teams - in Andersson Mannschaft stehen sechs Akteure des WM-Dritten - intern Rekordniveau erreicht. Indes: Geld vermeidet keine Verletzungen: Der isländische Rückraumspieler Einar Holmgeirsson, einer von vier Neuzugängen, fällt mit Muskelabriss im linken Oberschenkel wie Rechtsaußen Sören Stryger (Gelenk-Operation) länger aus.

Trotz der Ungewissheit um Strygers dänisches Pendant Hans Lindberg (Bänder- und Kapseldehnung) ist der HSV gut aufgestellt: Weltmeister Stefan Schröder brennt nach seiner Rot-Sperre im Europacup. Sogar ein Comeback Guillaume Gilles im Spielaufbau und Mittelblock ist zwei Wochen nach seiner schweren Oberschenkelzerrung nicht ausgeschlossen: "Wenn ich in der Lage bin, etwas für die Mannschaft zu bringen", sagte Gille. An diesem Sonnabendvormittag will er deshalb beim Training in Ochsenzoll wie die Mitspieler wieder den Ball in die Hand nehmen - als Test für den Härtetest.
Die zwei Gesichter der Unbesiegten

Technorati Tags: , , ,

Keine Kommentare: