Montag, 10. September 2007

Brisanz

"Ich bin besser, als ich behandelt wurde"
Die Bundesliga-Mannschaft des HSV Handball muss beim SC Magdeburg antreten. Für Weltmeister Johannes Bitter ist es eine ganz besondere Partie – der Nationaltorwart spielte bis zum Frühjahr 2007 beim SCM. Nun will der gebürtige Friese seinen ersten nationalen Titel gewinnen. WELT ONLINE sprach mit ihm.
An diesem Dienstag um 20.15 Uhr muss die Bundesliga-Mannschaft des HSV Handball beim SC Magdeburg antreten. Für Weltmeister Johannes Bitter (25) ist es eine ganz besondere Partie – der Nationaltorwart spielte von 2003 bis zum Frühjahr 2007 im Tor des SCM, ehe er an die Elbe wechselte. Hier will der gebürtige Friese seinen ersten nationalen Titel gewinnen. Mit ihm sprach Michael Rehder.
WELT ONLINE: Wie schwierig war Ihr letztes Jahr in Magdeburg, nachdem Sie den Wechsel zum HSV frühzeitig bekannt gegeben hatten?
Johannes Bitter: Es war auf jeden Fall schwierig. Ich hatte gehofft, dass man meine Entscheidung akzeptieren würde. Ich hatte auch damit gerechnet, dass ich dann nicht mehr so viel spiele. Aber dass ich teilweise persönlich dafür angegriffen wurde, dass ich mein Leben anders gestalten wollte, konnte ich nicht ganz nachvollziehen.
WELT ONLINE: Sind Sie also im Streit gegangen?
Bitter: Nein, nicht im Streit, Die Zeit in Magdeburg war für mich eine supergeniale Zeit und durch den EHF-Pokal-Gewinn im letzten Jahr auch noch eine sehr erfolgreiche. Ich habe dort viel gelernt, es war praktisch der Startschuss in meiner Karriere. Daher blicke ich überhaupt nicht böse zurück. Aber jetzt gebe ich in Hamburg Vollgas und will natürlich versuchen, einigen Leuten in Magdeburg zu zeigen, dass ich besser bin, als ich zum Schluss behandelt wurde.
WELT ONLINE: Sie sind vom Bundesliga-Sechsten zum Vizemeister gekommen. Welche Ziele haben Sie hier?
Bitter: Natürlich möchte ich mit dem HSV einen Titel holen, das ist völlig klar. In der Meisterschaft wollen wir oben angreifen, im Final Four sowieso, weil das in unserer Halle ausgetragen wird. Außerdem spielen wir in der Champions League. Da vom Titel zu sprechen wäre aber vermessen. Ich hoffe aber, dass ich durch meine zwei Champions-League-Teilnahmen mit Magdeburg ein bisschen Erfahrung einbringen kann.
WELT ONLINE: Ist der HSV reif für Titel?
Bitter: Auf jeden Fall. Die Mannschaft ist sehr ausgeglichen besetzt und in den letzten Jahren immer punktuell verstärkt worden. Die Stützen haben langfristige Verträge, der Kader besteht fast nur aus Nationalspielern. Das zeigt doch, dass die Mannschaft ein unglaubliches Potenzial hat.
WELT ONLINE: Wenn man nach der Statistik gehaltener Bälle in der letzten Saison geht, müssten Sie mit Per Sandström jetzt ein fast unschlagbares Torwartduo bilden.
Bitter: Das wäre natürlich schön, wenn das so wäre. Ich glaube, wir haben beide in der letzten Saison gezeigt, was wir können. Wenn wir es schaffen, als Team zusammenzuspielen, ist das natürlich eine ideale Lösung. Wir sind zwei unterschiedliche Typen. Die muss man aber auch haben, um mal Schwächephasen eines Torhüters ausgleichen zu können. Außerdem verstehen wir uns auch sehr gut.
WELT ONLINE: Bei der WM waren Sie im Tor die Nummer zwei hinter Henning Fritz, haben ihn aber dennoch von der Seitenlinie leidenschaftlich unterstützt. Sollte man als Torhüter nicht eigentlich Egoist sein?
Bitter: Man kann sicher sagen, dass das Torhüterduo, oder wie jetzt beim HSV mit Junioren-Nationalkeeper Jürgen Müller sogar ein Trio, ein Team im Team ist. Aber man muss nicht unbedingt Egoist sein, wir sind ja keine Fußballtorhüter, bei denen immer nur einer spielen kann. Wir sind insofern Egoisten, weil wir an uns selber denken und ganz allein den Ball halten müssen. Aber um ein Topniveau bringen zu können, braucht man gute Partner an seiner Seite.
WELT ONLINE: Sie wären von der Statur her auch ein guter Basketballer. Wie groß sind Sie genau?
Bitter: Ich würde sagen, 2,04 Meter, aber ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Also ein bisschen größer als das Tor auf jeden Fall.
WELT ONLINE: Wäre es dann für Ihren Hinterkopf nicht besser, wenn Sie auf dem Feld spielen würden?
Bitter: Ich glaube, auf dem Feld ist es wesentlich gefährlicher. Als großer Torwart lernt man, sich so zu positionieren, dass man nicht ständig gegen die Latte rennt. Es ist auch nicht vorteilhaft, direkt auf der Linie zu stehen. Ich stoße mich vielleicht noch zweimal im Jahr.
WELT ONLINE: Seit Kurzem läuft in den Kinos der Film zur Handball-Weltmeisterschaft: „Projekt Gold“. Haben Sie ihn schon gesehen?
Bitter: Ja, wir waren bei der Premiere in Dresden, und ich muss sagen, es ist wirklich ein sehr gelungener Film. Genau die Gefühle, die ich während der WM hatte, sind dabei wieder hochgekommen. Das ist schon ein hochemotionaler Film für uns Spieler, weil er zeigt, wie diese Mannschaft gekämpft hat und zusammengewachsen ist, wie wir alle aufgestanden sind nach der Niederlage gegen Polen in der Vorrunde und dann das Unmögliche, den WM-Titel, noch geschafft haben. Ich kann den Film jedem nur empfehlen.
WELT ONLINE: Im Finale gegen Polen wurden Sie ins kalte Wasser geworfen und mussten nach 35 Minuten den verletzten Hennig Fritz ersetzen. Durch sensationelle Paraden trugen Sie maßgeblich zum Titelgewinn bei. Werden Sie auf der Straße jetzt als „WM-Held“ erkannt?
Bitter: Klar, der Wiedererkennungswert ist nach der WM enorm gestiegen. In Magdeburg war man sowieso schon Teil des öffentlichen Lebens, dadurch dass die Stadt förmlich für den Handball lebt. In Hamburg, habe ich mir eigentlich gedacht, ist es ein bisschen ruhiger, aber ich wurde mittlerweile eines Besseren belehrt. Ich werde schon viel häufiger erkannt, als ich das vorher gedacht habe.
WELT ONLINE: Dazu trägt wohl auch bei, dass Sie sich eine Wohnung mitten in der Stadt ausgesucht haben.
Bitter: Absolut – meine Frau und ich haben vorher sehr ausgiebig gesucht, und durch meinen Heimatort, der ja nur zwei Stunden entfernt ist, war ich natürlich früher schon häufiger in Hamburg und kannte die Stadt ein bisschen. Die Entscheidung ist auf das Schanzenviertel gefallen, weil wir einfach mitten rein wollten in ein junges Viertel. Es ist für uns sehr wichtig, die Großstadt zu genießen und richtig kennenzulernen.
Ich bin besser, als ich behandelt wurde
Das wird morgen bestimmt ein spannendes Spiel, Magdeburg ist auch ganz gut in die Saison gekommen, sich in Kiel nur 30 Tore zu fangen zeugt von einer starken Abwehr. Mit der Angriffsleistung vom Samstag aber können wir auch die knacken. Wenn dann Jogi noch steigert sind da 2 Punkte drin.

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