Donnerstag, 9. August 2007

Teufelskerl

Weltmeister Jansen: Ein Gesicht des HSV Handball
Ein stiller Star, der nicht das Zeug zum Paradiesvogel hat
Sehr schön seien die vergangenen Monate gewesen, sagt Torsten Jansen. Der 30 Jahre alte Nationalspieler des HSV Handball hat dabei natürlich als Erstes die Bilder vom Gewinn der Weltmeisterschaft vor Augen, den grenzenlosen Jubel nach dem Endspielsieg gegen Polen, die Feierlichkeiten mit Zehntausenden Fans auf dem Kölner Rathausmarkt. Oder auch die Erfolge mit seinem Verein: den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger nach einem packenden Finalrückspiel in Leon oder die dramatische Entscheidung um die Meisterschaft, die für den HSV mit Tabellenplatz zwei endete.
Für Jansen hat sich einiges geändert in den vergangenen Monaten. "Ich werde in Hamburg doch schon häufiger erkannt als früher", sagt er. Das sei auch okay. Wichtig ist es ihm aber nicht, prominent zu sein. Die Leistungen und Erfolge der Vergangenheit haben aber dazu geführt, dass der Linksaußen beim HSV Handball zur Identifikationsfigur geworden ist, zu einem Werbeträger.
Als "der rasende Spielteufel" ist Jansen derzeit auf großen Plakaten an vielen Orten in der Stadt zu sehen. Nur drei HSV-Profis wurde diese Ehre zuteil. Zum einen - natürlich - Pascal Hens, der zweifellos über den größten Bekanntheitsgrad und Wiedererkennungswert verfügt. Zum anderen Kyung-shin Yoon, den Rekordtorschützen der Bundesliga. Und eben Jansen, der aufgrund seiner zurückhaltenden Art eigentlich nicht besonders gut zum Star taugt.
Als angenehm empfindet Jansen es, wenn möglichst wenig Aufheben um ihn gemacht wird. Er genießt viel lieber das Leben im ruhigen Hamburger Stadtteil Poppenbüttel, im Kreise der Familie, zu der seine Freundin Anke, von Beruf Diplompädagogin, und seine acht Monate alte Tochter Hanna gehören. Der gelernte Bankkaufmann ist kein Typ, der sich aufdrängt, der zu allem und jedem seine Meinung verkünden muss.
Dabei wäre genügend Substanz dafür vorhanden. Jansen ist eloquent und gebildet. Er liest gerne Bücher. An der Fernuniversität Hagen studiert er Politische Wissenschaften und Geschichte. Dass der HSV seine beste Saison absolviert hat und vor der neuen Spielzeit als der Herausforderer Nummer eins für den THW Kiel gehandelt wird, ist ohne Frage auch sein Verdienst. Unter all den exzellenten Einzelkönnern im Kader war der gebürtige Adenauer einer der Konstantesten.
Er selbst misst dieser Einschätzung nicht mehr Bedeutung als nötig bei. "Jeder aus dem Team hat einen großen Anteil am Erfolg. Es ist schwer, so etwas in Zahlen zu fassen", sagt Jansen, der zur Saison 2003/04 aus Nordhorn zum HSV gewechselt war.
Das objektivste Kriterium sei da die Anzahl der geworfenen Tore. "Wenn einer zehn Treffer erzielt, sagt doch jeder gleich: Der war bestimmt gut. Aber viele sehen nicht die ganzen anderen Aktionen, die geblockten Bälle in der Abwehr, die Deckungsarbeit oder die gespielten Pässe", merkt er an.
In der Beurteilung seiner Leistung sei er extrem selbstkritisch. "Ich will immer ein perfektes Spiel hinlegen. Es kommt nur leider sehr selten vor, dass ich voller Überzeugung behaupten kann, dies sei mir auch gelungen." Nach schlechten Leistungen sei er schon stark angefressen. Jansen: "Dann habe ich keine Lust, viel zu reden.
"Wirklich einfach mache er es jenen Menschen, die zum ersten Mal mit ihm in Kontakt treten, ohnehin nicht. "Ich bin kein Paradiesvogel und nicht besonders offen, sondern eher nicht so kontaktfreudig und zurückhaltend. Aber wenn ich erst einmal mit jemandem befreundet bin, dann auch richtig."

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