Donnerstag, 30. August 2007

Jetzt gehts los!

HSV startet Sonnabend in die Saison
Schwalbs Kampfansage
"Die Kieler sind auch zu kriegen", sagt der Hamburger Trainer.
"Wer was erreichen will, muss erst mal an uns vorbei."

Von Achim Leoni, Rainer Grünberg

Hamburg -

Etwa 15 Sekunden waren noch zu spielen, der Trainer blickte bereits auf seine Uhr und führte Daumen und Zeigefinger für den Abpfiff zum Mund. Beim Stand von 7:7 musste in der Sporthalle Hamburg der finale Angriff über den Ausgang des einmal mehr umkämpften Trainingsspiels entscheiden. Der letzte Torwurf sollte jedoch für Diskussionen sorgen. Der Schütze habe sich nicht an die taktischen Vorgaben gehalten, er hätte die Chance viel zu leichtfertig vergeben, kritisierten die Kollegen, einige recht lautstark, andere gestenreich. Die Erregung legte sich erst nach zehn Minuten. Dann gingen alle gemeinsam duschen.

Martin Schwalb hat, ohne Namen zu nennen, diese Geschichte aus einer der Übungseinheiten der vergangenen Tage erzählt, als er gefragt wurde, wie seine Mannschaft nach Vizemeisterschaft und Europapokalsieg mit den gestiegenen Erwartungen für die neue Bundesligasaison umgehe. "Die Spieler und allen voran die beiden Kapitäne Pascal Hens und Guillaume Gille", sagt der Trainer der HSV-Handballer, "übernehmen verstärkt Verantwortung und kontrollieren ihr Verhalten auf und abseits des Feldes immer öfter gegenseitig. Jeder fordert jederzeit die optimale Leistung des anderen ein." Der (Reife-)Prozess hatte in der vergangenen Serie begonnen und setzte sich in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit fort. Schwalb hat diese Entwicklung mit Wohlgefallen und Anerkennung registriert.

"Die Mannschaft", sagt auch Sportchef Christian Fitzek, "beweist jetzt diese Siegermentalität, die außergewöhnliche Teams brauchen, um am ganz großen Rad zu drehen. Diese Qualität hat uns lange gefehlt, weil der gegenseitige Respekt der Spieler einen oft zu wohlwollenden Umgang hervorrief und teilweise heute noch hervorruft."

An diesem Sonnabend beginnt nun der Praxistest. Eine Woche nach der Konkurrenz starten die Hamburger in Rotenburg an der Fulda bei der MT Melsungen (17 Uhr) in die Bundesliga. Am ersten Auswärtssieg zweifelt niemand, auch wenn Melsungen am vergangenen Sonnabend in Kiel zwischenzeitlich 15:14 führte. Endergebnis: 39:28 für Titelverteidiger und Tripelsieger THW.

Erfolgstypen werden bei den HSV-Handballern mehr denn je gebraucht. Die Ansprüche sind mit den Siegen der vorigen Saison gewachsen, der Erwartungsdruck ist größer denn je. "Jeder in deinem persönlichen Umfeld klopft dir plötzlich auf die Schulter und sagt: ,Diesmal werdet ihr Meister'", skizziert Schwalb die geänderte Ausgangslage, "da kannst du nicht ankommen: Wir haben in der vergangenen Saison bei einigen Spielen Glück gehabt, wieder Zweiter zu werden wäre deshalb ja auch ganz schön. Das nimmt dir niemand mehr ab."

Dabei würde der Coach dem ambitionierten Klub gern ein Stabilitätsprogramm verschreiben. Motto: Die Leistungen auf hohem Niveau zu bestätigen sei schon ein großer Fortschritt. "Der THW Kiel", sagt Schwalb, "galt vor 15 Jahren als ewiger Zweiter, bevor er 1994 erstmals wieder deutscher Meister wurde. Und sie haben zwölf Anläufe in der Champions League genommen, bevor sie in diesem Jahr erstmals den Titel gewonnen haben."

Die Zurückhaltung der Vergangenheit hat der Trainer allerdings aufgegeben. Er sagt inzwischen Sätze wie diesen: "Unser Ziel muss es für die nächsten Jahre sein: Wenn ein anderer Verein etwas erreichen will, muss er erst einmal an uns vorbeikommen." Oder noch griffiger: "Die Kieler sind auch zu kriegen." Das klingt nach einer Kampfansage.

Für Bob Hanning, Manager des Bundesligaaufsteigers Füchse Berlin, war es höchste Zeit dazu: "Mit seinem hochkarätigen Personal muss der HSV die Kieler herausfordern", sagt der ehemalige HSV-Trainer, "die Hamburger haben sich wie im Vorjahr gezielt verstärkt und sind wie der THW auf jeder Position doppelt gut besetzt." Kiels Coach Zvonimir "Noka"Serdarusic pflichtet ihm bei: "Dass der HSV bekennt, Meister werden zu wollen, war überfällig. Endlich verstecken sich die Hamburger nicht mehr."

Für solche Ziele braucht es aber auch Zuschauer in der Halle. Also alle mal noch ordentlich Werbung gemacht, An einem Samstag (8.9. 15:00 Uhr) gegen Grosswallstadt muss man doch 10000 Leute in die Halle bekommen.

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