Freitag, 1. Juni 2007

Rollenspieler

Handball Bruno Souzas erste Rückkehr in die zweite Heimat
Angekommen in der neuen Rolle
Der Brasilianer und der Traum, in Göppingen mit dem HSV Meister zu werden.
Von Achim Leon
iHamburg -Man kann Bruno Souza nicht nachsagen, dass er sich für den HSV Hamburg nicht verausgaben würde. Im Training, sagt sein Trainer Martin Schwalb, müsse er den Brasilianer manchmal regelrecht bremsen, damit er seine Kraft nicht verpulvert. Bei den Spielen zeigt Souza seine Emotionen, er ballt die Faust, schreit die Anspannung heraus. Meistens sitzt er dabei auf der Bank. Er sagt, das sei okay so: "Hier geht es nur um die Mannschaft."
Bei Frisch Auf Göppingen, wo er sieben Jahre gespielt hat, bevor er im vergangenen Sommer zum HSV wechselte, war seine Rolle eine andere. "Ich war der Publikumsliebling", erinnert sich der 29-Jährige. Und er war als linker Rückraummann zuständig fürs Torewerfen. 168 waren es in der Spielzeit 2002/03, der ersten nach dem Aufstieg. Souza war damals der zweitbeste Feldtorschütze der Bundesliga, ein Alleinunterhalter.
Nun kehrt er zum ersten Mal wieder in seine zweite Heimat zurück, an die er so viele gute Erinnerungen habe. In letzter Zeit hätten vermehrt Freunde aus jener Zeit angerufen, nicht nur die früheren Teamkollegen Michael Kraus und Michael Schweikardt, mit denen Souza ohnehin regelmäßig telefoniert. Das morgige Spiel aber könnte Souzas schönstes Göppinger Erinnerungsstück werden: wenn der HSV mit einem Sieg tatsächlich deutscher Meister werden sollte, was einen Kieler Punktverlust gegen Nordhorn voraussetzt (der NDR berichtet live ab 14.45 Uhr in einer Konferenzschaltung).
"Das wäre ein Traum", sagt Souza, "aber Kiel hat das Ding eigentlich in der Hand." Schwalb will ihn spielen lassen, sofern es die leicht lädierte Schulter zulässt: "Bruno hat uns zuletzt in wichtigen Spielen geholfen." Gemeint sind die Siege in Lübbecke und gegen Gummersbach, als Pascal Hens schwächelte und der Mann aus Rio in die Bresche sprang. Souza hat hinterher viel Lob eingeheimst, dabei fand er sich selbst gar nicht so toll. Er habe auch Fehler gemacht. Aber, und das sei der Unterschied: Er durfte sie machen, ohne gleich ausgewechselt zu werden.
Meistens muss Souza lange auf seine Chance warten. Wenn er endlich aufs Feld darf, ist ihm das Bemühen anzumerken, es besonders gut zu machen, weil er ahnt, dass ihm wenig Zeit bleibt. Nicht selten geht im Übereifer der Wurf nach hinten los, und, schwupp, sitzt Souza wieder auf der Bank.
Nun scheint es, als würde Souza sein neues Handball-Ich finden. "Bruno ist auf dem richtigen Weg", glaubt Schwalb, "er muss nur etwas stabiler werden." An Toren allein, 40 sind es bislang in dieser Bundesligasaison, will sich Souza nicht mehr messen lassen.
Künftig könnte er verstärkt auf der zentralen Position zum Einsatz kommen. Bruno Souza ist bereit dazu, es sei ihm immer wichtig gewesen, sich weiterzuentwickeln. Deshalb sei es auch keine verlorene Handballsaison für ihn gewesen: "Ich habe bewiesen, dass ich ein Mannschaftsspieler sein kann."

Angekommen in der neuen Rolle

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