Samstag, 2. Juni 2007

Zugabe!

Und als Zugabe die Schale
Der Ex-Wallauer Dominik Klein strebt den vierten Titel dieser Saison an
Vom 02.06.2007
KIEL/HAMBURG
Die Handball-Bundesliga erlebt ein Herzschlagfinale um den Titel: THW Kiel und HSV Hamburg gehen punktgleich in die finalen 60 Minuten. Danach wird sich ein Ex-Wallauer freuen dürfen. Dominik Klein über das Kieler Triple. Oder Pascal Hens über das Double.
Von Henning Kunz
Puls: normal. Laune: prächtig. Lampenfieber: "Och nö, sonderlich aufgeregt bin ich nicht", sagt Dominik Klein, "ich bin gelassen und guter Dinge." Das Zweifeln, Rechnen, Theoretisieren überlässt der Weltmeister den Kieler und Hamburger Handballfreunden, die sowieso seit Tagen vor Aufregung nachts kein Auge zukriegen und im Eisschrank ihr Mütchen abkühlen, um vor dem spannenden Bundesliga-Saisonfinale (Samstag, ab 14.55 Uhr live im NDR) nicht gänzlich auszuflippen. Punktgleich gehen der THW Kiel mit dem Ex-Wallauer Klein und der HSV Hamburg mit den Ex-Wallauern Pascal Hens, Igor Lawrow (allerdings an der Schulter verletzt) und Trainer Martin Schwalb die 34. und letzte Aufgabe in dieser Spielzeit an - und doch würde es an ein Wunder grenzen, wenn nicht der THW zum 13. Mal Deutscher Meister wird, sondern der HSV zum ersten Mal.
Kiel hat das bessere Torverhältnis, Heimrecht gegen die HSG Nordhorn, im Rücken wie immer 10250 Fans, die seit 21 Pflichtspielen keine THW-Pleite in der Ostseehalle erlebt haben, seit sieben Jahren keinen Nordhorner Sieg in Kiel. Klein sagt: "Wir haben es selbst in der Hand und das wollen wir uns nicht nehmen lassen." Außerdem sei die Tatsache, dass anschließend auf dem Rathausplatz 15000 das Triple aus Meisterschaft, DHB-Pokal und Champions-League-Sieg feiern wollen, unheimlich motivierend. Vor 24 Jahren gelang zuletzt dem VfL Gummersbach das Dreier-Kunststück. "Wir brauchen keinen zusätzlichen Motiviationskick."
In Hamburg klammern sie sich am Prinzip Hoffnung fest, was sich auch in einer Umfrage auf der HSV-Homepage ausdrückt. 59 Prozent von 2600 trauen dem HSV den Titelgewinn zu - demnach den Nordhornern mindestens ein Remis und den Hamburgern einen Sieg in Göppingen. HSV-Boss Andreas Rudolph hat für den Fall der Fälle eine Prämie ausgerufen: "Wenn die HSG in Kiel was erreicht, werden wir eine Bier-Leitung nach Nordhorn legen." Klein sagt: "Wenn ich jemandem den Titel gönne, dann Pascal Hens und Toto Jansen. Nicht nur, weil es gute Freunde sind, sondern weil sie es verdient hätten, wenn sie am Ende oben stehen." Aber nicht am heutigen Samstag um 16.45 Uhr. Verläuft alles normal, hat Dominik Klein, der in seiner Jugendzeit nicht mal Kreis- oder Bezirksmeister war, in einem Jahr alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Der Reihe nach: Weltmeister, DHB-Pokalsieger, Champions-League-Sieger und Deutscher Meister. "Ging ganz schön schnell, oder?" Traumhaft schnell. Ein Platz im deutschen Handball-Olymp dürfte für den flinken Linksaußen reserviert sein.
So oder so, in Kiel wird gefeiert. Egal, was passiert. Es gibt auch so genügend Trophäen den Anhängern entgegenzustrecken, und so lernt Klein endlich mal den Rathausbalkon seiner Handball-Heimat kennen. Vorsorglich haben auch die Hamburger bei der Stadt den Balkon "reserviert". Nur mal so. Man weiß ja nie.
Nach dem Saisonfinale gehen die Protagonisten Hens und Klein getrennte Wege. Der eine in den lang ersehnten Urlaub, letzterer auf Länderspielreise. Die beginnt am Montag mit einem Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, am Dienstag steht in Berlin das Allstar-Spiel an, danach geht´s nach Spanien, wo am Freitag und Samstag gespielt wird. Abschließend bittet Bundestrainer Heiner Brand zum einwöchigen Sommerlehrgang nach Österreich. Und dann? "Tja", sagt Klein, "Strand gibt´s dieses Mal nicht." Dafür ein ausgiebiger Heimaturlaub. Und die Lieben daheim können sich auf spektakuläre Mitbringsel freuen. Wenn alles gut geht, sind es vier. Vier Mal Gold. "Die lasse ich lieber nicht in Kiel liegen", sagt Klein. Die darf die Mama polieren.

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