Donnerstag, 4. Oktober 2007

Noch nichts verloren

Abschied vom Glücksland
25:22 in Wilhelmshaven - aber in Moskau nur Außenseiter.

Von Achim Leoni

Hamburg -

Wie es um das Selbstbewusstsein des HSV Hamburg derzeit steht, lässt sich der jüngsten Presseerklärung des Klubs entnehmen. "Als Underdog", heißt es, reisten die Handballer heute nach Moskau zum morgigen Champions-League-Spiel bei Medwedi Tschechow (17 Uhr/Eurosport). Das ist vielleicht ein bisschen viel des Understatements für einen Verein, der sich Europapokalsieger und Vizemeister der stärksten Liga der Welt nennen darf. Aber es gibt den Zustand der allgemeinen Verunsicherung wider, die im Team nach einigen schwächeren Auftritten um sich gegriffen hat.

Sie dürfte auch durch den 25:22-(13:11)-Sieg am Dienstag beim Wilhelmshavener HV nicht geringer geworden sein. Trainer Martin Schwalb sprach am Ende von der "erhofften Reaktion" auf die 32:33-Heimniederlage gegen Flensburg-Handewitt zwei Tage zuvor: "Die Jungs haben sich reingehängt, die Abwehr hat fantastisch gearbeitet." Beträchtlich war allerdings auch der Kraftaufwand, den die Mannschaft betreiben musste, um den Tabellen-13. auf Distanz zu halten.

Er schien anfangs nicht erforderlich zu sein. Mit 7:2 führten die Hamburger nach zehn Minuten. Doch dann kehrte plötzlich wieder besagte Verunsicherung ein, die man längst überwunden glaubte und die sich am Ende in 13 Ballverlusten niederschlagen sollte. Ein vergebener Gegenstoß (Kyung-Shin Yoon), eine Zweiminutenstrafe (Pascal Hens), ein paar technische Fehler - es braucht nicht viel im Herbst 2007, um den HSV in Selbstzweifel zu stürzen. Schon stand es nach 20 Minuten 8:8. In der Folge blieb Hamburg zwar vorn, Wilhelmshaven jedoch in Schlagdistanz, was Schwalb 15 Minuten vor Schluss zum Anlass nahm, seinen angeschlagenen Spielmacher Guillaume Gille für den arg (nach)lässig wirkenden Krzysztof Lijewski einzuwechseln.

Der Übersicht des Kapitäns war der vierte Erfolg im vierten Auswärtsspiel wohl auch zu verdanken, ebenso der Abwehr und den zehn Paraden von Torhüter Per Sandström, der zur Halbzeit für Johannes Bitter gekommen war. Ein Arbeitssieg eben.

Die Unsicherheit sei zu spüren gewesen, gibt Schwalb zu. Er schreibt sie der "hohen Erwartungshaltung" zu und dem Umstand, dass einige seiner Stars um ihre Form kämpften. Mit der Favoritenrolle müsse die Mannschaft noch umgehen lernen: "Wir haben die vergangenen Monate doch im Glücksland gelebt."

Noch steht der Weg zurück offen. Drei Minuspunkte, daran erinnerte Sportchef Christian Fitzek, hatte auch der THW Kiel zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison. An ihrem Ende heimsten sie Meisterschaft, Champions League und DHB-Pokal ein.
Abschied vom Glücksland

Wobei die Betonung auf noch liegt. Das Spiel in Moskau müssen die Jungs jetzt nutzten um den Kopf frei zu bekommen. Dort liegt der Druck bei den Moskauern, selbst bei einer knappen Niederlage ist ja noch Platz 1 in der Gruppe drin.

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