Samstag, 6. Oktober 2007

Das fetzt

Handball 29:26 in Tschechow - HSV gewinnt auch sein zweites Champions-League-Spiel
Großer Wurf Richtung Gruppensieg

TSCHECHOW -

So wie Michail Tschipurin aussah, konnte man schon ein wenig Mitleid haben mit dem russischen Handballnationalspieler. Völlig zerfetzt hing das Trikot von seinen Schultern - ein stummer Zeuge des Kampfs, den die Profis des HSV Hamburg dem Kreisläufer der Tschechower Bären geboten hatten. 60 Minuten lang hatten sie geschoben und gezerrt, die Räume eng gemacht und sich in die Flugbahn des Balles geworfen. Am Ende wurden sie für ihre harte Arbeit belohnt: Mit 29:26 (15:11) hat der deutsche Vizemeister auch sein zweites Champions-League-Spiel gewonnen und kann als Tabellenführer der Gruppe E bereits vorsichtig für die neu eingeführte Zwischenrunde planen.

"Die Abwehr war der Schlüssel für diesen Erfolg", erkannte Trainer Martin Schwalb später an, wobei er die Torhüter Per Sandström und Johannes Bitter ausdrücklich in sein Lob einbezog. Von den beiden hatte sich Präsident Andreas Rudolph am vergangenen Sonntag bei der 32:33-Heimniederlage gegen Flensburg-Handewitt noch gewünscht, sie mögen für den HSV auch einmal ein Spiel gewinnen. Am Freitag blieben sie in der Tschechower Olimpijski-Sporthalle nichts schuldig. Elf Würfe der Russen konnte Sandström parieren, sieben, darunter zwei Siebenmeter, Nationaltorwart Bitter, der in den letzten zwölf Minuten den Schweden ersetzte. Schwalb: "Sie haben sich toll ergänzt und sind als Duo auf dem richtigen Weg."

Darauf schien sich auch der HSV eingangs der zweiten Halbzeit zu befinden. Zwei schnelle Gegenstoßtore durch den starken Pascal Hens, und die Hamburger führten mit 17:11 (32. Minute). "Da haben wir uns alle ein bisschen zurückgelehnt", wie der sportliche Leiter Christian Fitzek später zugab. Zu diesem Zeitpunkt war ja auch kaum vorstellbar, dass seine Mannschaft zwölf Minuten lang ohne Torerfolg bleiben könnte. Doch genau so kam es: Dank zweier Überzahlsituationen bissen sich die Bären wieder heran. Als Schwalb seine Mannschaft bei der überfälligen Auszeit zur Ordnung rief, sah sie sich bereits mit 17:19 im Rückstand (44.).

Wie schon beim 25:22-Sieg in Wilhelmshaven drei Tage zuvor war ein mühsam herausgearbeiteter Vorsprung in null Komma nichts verspielt. Doch wie in Wilhelmshaven kostete der Schwächeanfall den Europacupsieger zwar Kraft, aber keine Punkte. Schwalb fand es entsprechend "toll, wie sich die Mannschaft ins Spiel zurückgekämpft hat. Ich hätte nicht gedacht, dass sie diese Reserven im vierten Spiel binnen acht Tagen noch hat."

Wobei es der russischen Landesauswahl von Nationaltrainer Wladimir Maximow nun zum Verhängnis wurde, dass sie in der Liga kaum ernst zu nehmende Gegner hat - Ergebnisse wie zuletzt das 46:18 gegen Dynamo-Wiktor Stawropol sind eher Regel als Ausnahme. Der finalen Tempoverschärfung des HSV war das Team aus dem Moskauer Speckgürtel augenscheinlich nicht mehr gewachsen.

Auch wenn es für die Hamburger ein großer Wurf in Richtung Gruppensieg war: Die Feierlichkeiten hielten sich im überschaubaren Rahmen. Ein gemeinsames Abendessen mit den etwa 25 mitgereisten Fans und Sponsorenvertretern, dann war im Hotel "Olimpijskaja", in dem die Hamburger Delegation praktisch unter sich war, Zapfenstreich.

Aus gutem Grund: Am Sonnabend war um 4.30 Uhr deutscher Zeit Abfahrt zum Moskauer Flughafen. Es gilt, ausgeschlafen zu bleiben: Am Mittwoch (20.15 Uhr/live im Internet bei HBL.TV) kommt der VfL Gummersbach in die Color-Line-Arena.
Großer Wurf Richtung Gruppensieg

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