Freitag, 5. Oktober 2007

Auswärtssieg?

Die "Bären" - fast identisch mit Russlands Nationalteam

HAMBURG -

In die Olimpijski-Sporthalle kommt Boris Gromow gern. Das verwundert nicht, schließlich hat der hochmoderne Sporttempel in Tschechow allerhand Annehmlichkeiten zu bieten. Vor allem aber hat sich der ambitionierte Gouverneur der Region Moskau mit der Arena selbst ein Denkmal gesetzt. Sie ist das Kernstück von Gromows Projekt, Tschechow zur Sporthauptstadt der Metropolregion zu machen.

Es wäre also nicht überraschend, würde sich der frühere Generaloberst und stellvertretende Innenminister der Sowjetunion heute Abend unter die Zuschauer des Champions-League-Spiels zwischen Medwedi und dem HSV Hamburg mischen (17 Uhr MESZ/Eurosport). Die Handballer sind, neben den Wasserballern (Sturm Tschechow), das Aushängeschild der Trabantenstadt 80 Kilometer südlich von Moskau, die ihren Namen vom russischen Schriftsteller Anton Tschechow entlehnt.

2001 ging der Klub aus einer Fusion der Handballabteilungen des Armeesportklubs ZSKA und der Moskauer Sportakademie hervor. Seither ist er ohne Konkurrenz: In jedem Jahr wurden Meisterschaft und Pokal gewonnen. Zu verdanken hat der Verein seinen Ruhm vor allem zwei Männern: Gromow, der dem Projekt als ehemaliger Handballer von jeher zugetan ist und die Medwedi (Bären) großzügig mit öffentlichen Mitteln päppelt. "Die haben mehr Geld als wir", vermutet HSV-Trainer Martin Schwalb. Und Wladimir Maximow (61). Russlands Trainerlegende, der die Auswahl des Landes zu je zwei Olympia-, WM- und EM-Titeln führte, hat in Tschechow praktisch das gesamte Nationalteam versammelt.

Schwalb sieht sich heute sogar "einer der besten Mannschaften der Welt" gegenüber: "Die Fünf-eins-Abwehr ist sensationell, die Mannschaft ist perfekt aufeinander eingespielt. Im Grunde spielen wir gegen die Nationalmannschaft." Es sind nur wenige russische Ausnahmekönner, auf die Maximow nicht zurückgreifen könnte: neben HSV-Kreisläufer Dimitri Torgowanow und Gummersbachs Spielmacher Oleg Kuleschow etwa die Außen-Stars Eduard Kokscharow, der für den slowenischen Spitzenklub Celje spielt, und Denis Kriwoschlykow von Ademar Leon. Im aktuellen Kader der Bären ist nur ein Spieler, der Moldawier Wladimir Lollo, kein russischer Staatsbürger.

"Olympiasieger im Handball" möge das neue Team hervorbringen, wünschte sich Gromow einst. Immerhin: 2006 gewannen die Bären als Vorgänger des HSV den Europapokal der Pokalsieger. In der Champions League ist der Klub Dauergast, wenn auch nie über das Achtelfinale hinausgekommen. Wie die Hamburger sind auch die Russen mit einem recht eindrucksvollen Sieg gestartet (32:20 beim ukrainischen Vertreter ZTR Saporischschja). Für den HSV ist es das erste Auswärtsspiel überhaupt in Europas Eliteliga. Schwalb sieht sein Team deshalb als Außenseiter.
Die "Bären" - fast identisch mit Russlands Nationalteam
Wenn die Jungs frei aufspielen ist ihnen alles zuzutrauen, auch wenn es in Moskau natürlich ein schweres Spiel wird.

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