Montag, 29. Oktober 2007

Kopierschutz

"Der HSV will die Freezers nicht kopieren"
Der Geschäftsführer der Handballer spricht in der MOPO über die aktuellen Brennpunkte des deutschen Vizemeisters


DIRK HOFFMANN/NILS WEBER

Zuschauer, Sponsoren, Fan-Service, Werbung - vier Felder, über die es beim HSV Handball zuletzt viele Diskussionen gab. Die MOPO sprach mit Geschäftsführer Piet Krebs (50).

MOPO: 7505 Zuschauer kamen im Schnitt zu den ersten vier Heimspielen. Damit können Sie nicht zufrieden sein ...

Krebs: Nein, sonst wären wir nicht professionell. Die Anwurfzeit am Sonnabend um 15 Uhr kostet uns richtig Zuschauer. Sie ist der Handball-Sportschau geschuldet, die andererseits wichtig für die Sportart an sich und unsere Sponsoren ist. Ich bin mir sicher, dass wir den Vorjahresschnitt von 8000 Fans erreichen können.

MOPO: Die Freezers hatten - zumindest in den letzten Jahren - weniger Erfolg, aber mehr Fans als der HSV ...

Krebs: Beim Eishockey ist der sportliche Erfolg anscheinend nicht so wichtig. Das Event steht im Vordergrund.

MOPO: Auf den großen Werbepostern konnte man nicht sehen, dass es um den HSV geht, mit Oldie 95 haben Sie einen Medienpartner mit geringer Reichweite. Zwei Fehler?

Krebs: Nein, die Werbekampagne war mutig und fördert unser Image. Man konnte nicht erwarten, dass wir vier Wochen Plakate in die Stadt hängen und dann 2000 Leute mehr pro Spiel in die Halle kommen. In Kombination mit Radio Hamburg, wo Werbespots laufen, ist unsere Kooperation mit Oldie 95 eine sehr gute.

MOPO: Warum hat man das erste Champions-League-Spiel in der Geschichte des Vereins nicht mehr beworben?

Krebs: Dafür fehlt uns das Geld. Die Königsklasse ist wichtig für unser Prestige, aber es gibt zu wenig internationale bekannte oder traditionelle Teams. Wir bräuchten im Handball mehr Real Madrids! Und es gibt keinen festen Spieltagstermin für die Champions League. Das ist blöd für die Fans.

MOPO: Boss Andreas Rudolph hat Sie und die Geschäftsstelle öffentlich mehrfach kritisiert. Wie sehr trifft Sie das?

Krebs: Jede öffentliche Kritik trifft mich. Aber als Boss und gleichzeitiger Geldgeber hat er besondere Rechte.

MOPO: Haben Sie sich den Job so schwer vorgestellt?

Krebs: Ich war überrascht über den Stress, sieben Tage die Woche. Ich bin froh, dass meine Familie mitmacht, sonst klappt das nicht.

MOPO: Die Sponsoren sind nach wie vor rar. Was macht der HSV falsch?

Krebs: Wenig. Wir brauchen Geduld. Die Firmen gucken sehr genau, wie sich ein Produkt entwickelt und wer die handelnden Personen sind. Das Image des HSV hat sich stark verbessert, aber wir stehen angesichts unserer kurzen und turbulenten Geschichte noch unter Beobachtung.

MOPO: Viele Hamburger sind enttäuscht, weil es mit dem neuen Ticketpartner "Kartenhaus" massive Probleme gibt. Wie kann so etwas sein?

Krebs: Keine Frage, das hat uns Fans gekostet. Zur Startphase bedeutete es einen schlechteren Service. Es gibt weiter Probleme. Wir reagieren auf jede Beschwerde, schreiben persönliche Briefe oder versorgen Fans mit Geschenken, wenn sie zum Beispiel vier Wochen auf ihr Ticket warten mussten. Aber mittlerweile kann man in allen Vorverkaufsstellen seine Sitzplätze frei wählen, online ist das ab Januar möglich. Bald wird der Service sehr gut sein.

MOPO: Die Anschutz-Gruppe hat die Arena gekauft, will dem HSV beim Marketing und Show-Konzept helfen ...

Krebs: Wir freuen uns drauf. Klar ist aber auch: Wir wollen die Freezers nicht kopieren, nicht zu viel Show. Im Mittelpunkt bleibt der Sport.
"Der HSV will die Freezers nicht kopieren"

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