Mittwoch, 17. Oktober 2007

Den Spuk vertreiben

Handball Iwan Ursics Kampf um Spielzeit
Wenn Fehlwürfe im Hinterkopf spuken

HAMBURG -

Stressig sei es nicht gewesen in Saporischschja, findet Iwan Ursic. Etwas umständlich vielleicht die Anreise über Wien und Dnipropetrowsk. Aber eigentlich ist es so, dass Iwan Ursic gern ein bisschen mehr Stress hätte. Meistens wenn die HSV-Handballer in dieser Saison spielen, beschränkt sich seine Aufgabe darauf, die Mannschaftskollegen anzufeuern. Auf dem Feld darf sich der 30 Jahre alte Kreisläufer nur selten einmal beweisen.

Beim Champions-League-Spiel am Sonntag in der Ukraine war es endlich wieder so weit. Ursic stand sogar in der Anfangsformation, er warf drei Tore und hat "bis auf ein paar Hacker und blöde Abspiele seine Sache ganz ordentlich gemacht", wie ihm Hamburgs Trainer Martin Schwalb nach dem Sieg bescheinigte. Das ist zwar keine Garantie dafür, dass Ursic heute Abend im Bundesligaspiel bei HBW Balingen-Weilstetten wieder zum Einsatz kommt. Aber es ist eben auch keine Absage.

Von den bisherigen acht Ligaspielen hat der Schweizer nur eins auf der Platte erleben dürfen, wie die Handballer ihr Spielfeld nennen. Ein Tor, eine Zweiminutenstrafe, zu mehr Einträgen in die Saisonstatistik hat es nicht gereicht. Wenig für einen, der 140-mal international für sein Land aufgelaufen ist, dabei 405 Tore erzielte und bei seinem letzten Arbeitgeber, der HSG Nordhorn, zu den Stützen zählte.

"Ich bin sicher nicht gekommen, um Ergänzungsspieler zu sein", sagt Ursic. Als solcher war er auch gar nicht vorgesehen. Zu einer Säule der neuen 6-0-Abwehr sollte der 1,92-m-Mann aus Aarau beim HSV heranwachsen, deshalb haben sie ihn im vergangenen Jahr nach Hamburg geholt. Doch seinen Platz in der Mannschaft hat der dreimalige Schweizer Meister nie richtig gefunden, auch weil ihn bald eine alte Knieverletzung wieder einholte. Als sie auskuriert war, hatte längst Allrounder Thomas Knorr seine Position eingenommen. Wenn Ursic doch einmal spielen durfte, ging es nicht selten daneben. "Dass ich damals viel verworfen habe, spukt bei einigen vielleicht noch im Hinterkopf herum", vermutet Ursic.

Knorr (36) wurde inzwischen vom HSV in Vorruhestand geschickt, der Routinier kehrte als Spielertrainer zu seinem Heimatklub Bad Schwartau zurück. Doch dafür setzte man Ursic den Russen Dimitri Torgowanow (35) vor die Nase. Und an Welthandballer Bertrand Gille (29) ist am Kreis beim Europacupsieger ohnehin kein Vorbeikommen. "Wir haben drei Topleute auf dieser Position", sagt Schwalb zu Ursics Situation, "wobei die anderen beiden im Moment vor Iwan liegen."

Viel Zeit, sich aufzudrängen, bleibt nicht. Im kommenden Sommer läuft Ursics Vertrag ab, über eine Weiterbeschäftigung soll noch nicht gesprochen worden sein. "Iwan muss den Kampf annehmen", fordert Schwalb. Das zumindest sollte einem Kreisläufer nicht schwerfallen.
Wenn Fehlwürfe im Hinterkopf spuken

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