Mittwoch, 10. Oktober 2007

Macht das Licht an

Halb voll oder halb leer?

HAMBURG -

Es war schon ein überschaubarer Zirkel, der sich am Montagabend im Restaurant "On Stage" versammelte. Nur 57 der 170 Mitglieder des HSV Hamburg waren dem Ruf zur Vereinsversammlung in der Color-Line-Arena gefolgt - die Handballprofis eingerechnet. "Da hätte es ja auch gereicht, eine Loge anzumieten", wunderte sich Präsident Andreas Rudolph.

Die Szenerie spiegelt das Dilemma beim Europacupsieger wider: Es fehlt die Strahlkraft. Zum heutigen Spiel des Tabellenvierten gegen den -fünften VfL Gummersbach (20.15 Uhr, Color-Line-Arena/live im Internet bei HBL.TV) werden bestenfalls 6500 Zuschauer erwartet, worüber sich Rudolph am Montag "maßlos enttäuscht" zeigte. Und auch ein wenig ratlos: "Ich weiß nicht, was wir noch tun sollen? Wir waren in den vergangenen 24 Monaten der erfolgreichste Verein in dieser Stadt, wir sind ihr sportliche Aushängeschild! Was will Hamburg denn noch?"

Ja, was denn? Die Zuschauerzahlen konnten mit der sportlichen Aufwärtsentwicklung nicht Schritt halten. Aber ist die Halle nun halb voll oder halb leer? Fest steht: Der Vizemeister hat so viele Dauerkarten verkauft wie noch nie (3300). Der Durchschnittsbesuch der Heimspiele liegt sogar erstmals knapp über dem von Arena-Mitbewohner Hamburg Freezers. Aber damit mag sich Rudolph nicht zufriedengeben: "Es kann nicht sein, dass gegen einen anderen Champions-League-Teilnehmer nur der Unterrang gefüllt ist."

Dass der Präsident auf eine größere Publikumsresonanz dringt, kann man sich gewissermaßen leicht ausrechnen, unterstützt er doch das Team privat noch immer mit einem Millionenbetrag. An der Abhängigkeit konnten auch die sportlichen Erfolge wenig ändern. Am Wohlwollen der Politik fehlt es nicht, heute werden CDU/CSU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach und Innensenator Udo Nagel erwartet. Doch die vielen Kontakte schlagen sich kaum in Kontobewegungen nieder. "Es ist enttäuschend, dass uns die so florierende Hamburger Wirtschaft nicht mehr unterstützt", sagt Rudolph. Für Aufsichtsratschef Rüdiger Heß bleibt der Medizinunternehmer daher "der Motor dieses Vereins". Allerdings müsse "das Projekt unbedingt weiterentwickelt werden".

Fragt sich nur, wie. Versucht wurde einiges. Erstmals wurde im Sommer ein groß angelegter Werbefeldzug gestartet. In Funk und Fernsehen ist man präsent wie nie. Der deutsche WM-Sieg hat Handball zur massentauglichen Sportart gemacht. Doch die Zahlen lassen - nicht nur beim HSV - zu wünschen übrig. Ehrenrat Claus Runge regte am Montag an eine Mitgliederkampagne an. Der Präsident setzt auf Werbung auf dem Spielfeld: "Wir müssen sportlich noch mehr vorlegen."
Halb voll oder halb leer?
Vielleicht wurde die Strahlkraft der WM auch überschätzt, auch Gummersbach kämpft in der Arena des WM Triumphes mit geringen Zuschauerzahlen.

Technorati Tags: , , ,

Keine Kommentare: