Mittwoch, 30. Mai 2007

Entspannungsübungen

Handball Kiels Manager Uwe Schwenker über den Titelkampf
"Wir sind völlig relaxt"

ABENDBLATT: Herr Schwenker, nach dem Champions-League-Sieg haben es Ihre Spieler abgelehnt, dem HSV die Meisterschaft zu überlassen. Haben sie es sich anders überlegt?-Anzeige-Click here to find out more!
UWE SCHWENKER: Warum sollten sie? Flensburg ist die heimstärkste Mannschaft der Liga, dort kann man immer verlieren, auch wenn man nicht wie wir nur acht Spieler zur Verfügung hat. Wir sind völlig relaxt.
ABENDBLATT: Sie gehen punktgleich mit dem HSV ins letzte Saisonspiel. Spüren Sie Druck?
SCHWENKER: Wir können doch nur gewinnen! Schon der Champions-League-Sieg war bei der Personallage eine Sensation. Danach hatten wir zwar zwei Punkte mehr als Hamburg, aber das schwerere Restprogramm und der HSV einen kompletten Kader. Jetzt sind wir optimistisch. Das letzte Spiel gegen Nordhorn ist zwar eine schwere Aufgabe, aber man muss uns zu Hause auch erst mal schlagen. Die nötige Souveränität müsste die Mannschaft nach den Erfolgen im DHB-Pokal und in der Champions League haben.
ABENDBLATT: Sie sind mit einem verhältnismäßig kleinen Kader in die Saison gegangen . . .
SCHWENKER: . . . ich begreife gar nicht, warum das immer so dargestellt wird! Wir waren, bis auf eine Linkshänderposition, durchgehend doppelt gut besetzt. Welche andere Mannschaft hat schon fünf Langzeitverletzte zu beklagen? Stellen Sie sich nur vor, beim HSV würden die Gilles, Yoon und Hens monatelang ausfallen: Was könnte man von so einer Mannschaft denn noch erwarten? Dieses Pech war einzigartig. Die Verletzungen sind auch nicht auf Überlastung zurückzuführen, es waren ausnahmslos Unfälle.
ABENDBLATT: Wären die Erfolge auch ohne sie möglich gewesen?
SCHWENKER: Die Nackenschläge haben die Mannschaft auf jeden Fall zusammengeschweißt. Einige spielen zwar nicht auf ihrer angestammten Position. Aber allen ist bewusst, wie wichtig es ist, eine gute Leistung zu zeigen.
ABENDBLATT: Bisher war Flensburg Ihr großer Rivale. Müssen Sie sich künftig mehr Richtung Süden orientieren?
SCHWENKER: Grundsätzlich: Ich finde es gut, wenn der Handball im Norden hochgehalten wird. Flensburg ist zwar im Umbruch, man sollte sie aber auf keinen Fall abschreiben. Und mit dem HSV Hamburg haben wir von Anfang an gerechnet. Er wird auch im nächsten Jahr eine herausragende Rolle spielen.
ABENDBLATT: Der Trend scheint in die Großstädte zu gehen. Der HSV ist schon Bundesligaspitze, Berlin aufgestiegen, Gummersbach trägt vorerst alle Heimspiele in Köln aus, Stuttgart ist im Kommen. Wie kann sich eine Stadt wie Kiel im Konzert dieser Großen dauerhaft behaupten?
SCHWENKER: Einige Mitbewerber haben im Moment sicher größere wirtschaftliche Möglichkeiten, wenn ich etwa an Mannheim denke mit der SAP im Hintergrund. Aber man darf Kiel nicht unterschätzen: Da fiebert und leidet eine ganze Region mit dem THW. Handball ist in Kiel ein bisschen zu Hause. In Hamburg ist der Fußball dominant mit dem HSV und dem FC St. Pauli, dann gibt es noch die Sea Devils und die Freezers. Bei uns wird Handball gelebt.
ABENDBLATT: Ist das ein Pfund, mit dem Sie bei Vertragsverhandlungen wuchern können?
SCHWENKER: Absolut. Deswegen sagt sich doch ein Spieler wie Nikola Karabatic: Warum soll ich weggehen? Volles Haus, keine starken Konkurrenzsportarten - das ist die geilste Stadt der Welt, um Handball zu spielen.
ABENDBLATT: Er könnte woanders mehr verdienen . . .
SCHWENKER: Sicher. Aber keine Sorge, er verdient auch in Kiel ganz gut. Nur wegen der jodhaltigen Luft kommt keiner zum THW.

"Wir sind völlig relaxt"

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