Mittwoch, 2. Mai 2007

6. Etappe: León – Madrid – Billund – Hamburg

Zu viel zu früher Stunde holte uns der Wecker aus den süßen Europapokal-Träumen. Gerade noch hatte ich in meinen Phantasien die Hand am Pokal, und schon blickte ich mit schläfrigen Augen durch das Fenster in die Leóner Innenstadt. Aufstehen, der Bus nach Madrid fährt schon um 09.30 Uhr! Zum Glück ist Max ein early bird, so dass ich wenigstens noch für ein paar Minuten in den Federn liegen bleiben konnte.

Das Frühstück fiel aus Zeitgründen aus, und auf dem Weg zum Busbahnhof hat Max noch kurzer Hand das Spielplakat aus dem Café um die Ecke abgeschnackt. Ich verrate aber nicht, wo es in seiner Wohnung zu bestaunen sein wird…

Letztlich kamen wir dann trotz unserer großzügigen Zeitplanung nur kurz vor knapp am Busbahnhof an, so dass es nur für einen kurzen Kaffee im Stehen und ein schnelles Tostado zum Frühstück gereicht hat. Noch völlig schlaftrunken bestiegen wir den Überlandbus in Richtung iberischer Hauptstadt und ließen uns auf der Fahrt gen Osten noch mal den gestrigen Tag und vor allem auch den Abend durch den Kopf gehen – natürlich ausschließlich kommunikativ! In Valladolid konnten wir schon mal einen Eindruck von dem dortigen Flughafen gewinnen und haben uns 1./ dazu entschlossen, maximal mit einer 4-sitzrigen Cessna anzureisen, da größere Flugzeuge definitiv keinen Platz auf der Landebahn haben werden, und wir 2./ in dieser pott-hässlichen Stadt nicht tot über dem Zaun hängen wollen und so eher auf Barcelona hoffen. Oder eben auf León!

In Madrid haben wir uns dann mit leckeren Sandwiches gestärkt auf den den Weg zum Flughafen begeben. Check-In erledigt, und ab zum Boarding. Und da wir nach dem Hinflug schon erfahrene Ryan-Air-Hasen waren, entwickelten dann kurzer Hand einen Plan, wie wir angesichts des „who comes first, who gets first“-Konzepts des Billigfliegers einerseits attraktive Plätze ergattern und andererseits aber auch zusammen sitzen konnten: Das weltneue „virtual-business-class-boarding“-Konzept, teilweise auch „virtual-business-class-reservation“ genannt. Die Umsetzung ist ganz einfach: Ein kleiner Teil der Gruppe stellt sich möglichst schon 90 Minuten vor dem Boarding ganz nach vorne an den Check-In-Schalter und reserviert die Plätze für die gesamte Gruppe. Ggf. kann dieser Part wg. des langen Stehens ausgetauscht werden, aber da die Bestuhlung bei Ryan-Air sowieso in Millimetern statt Zentimetern bemessen wird, ergibt sich als positiver Nebeneffekt dieser Aufgabe eine deutlichst reduzierte Thrombose-Gefahr. Kurz vor dem Boarding komplettiert die Gruppe unter wüstesten Beschimpfungen der übrigen Wartenden den Platzhalter. Noch weiter optimieren ließe sich die Warteposition durch ein „priority-boarding-voucher“, das von Ryan-Air gegen einen quasi altruistischen Selbstkostenpreis von nur € 10,00 vergeben wird; dieser Hilfsmittel bedarf es bei genauer Anwendung der von uns entwickelten Technik jedoch nicht! Sobald das Boarding begonnen hat, schreitet man schnellen, aber angemessenen Schrittes durch den Finger in die Maschine, belegt dort optimaler Weise die hinteren Sitzreihen, und zwar so, dass jeweils die Plätze A und C besetzt und der Sitzplatz B mit möglichst vielen Reiseutensilien belagert wird. Jede Wette: Diese Strategie sorgt dafür, dass in einer fast voll besetzten Boeing 737-800 von vielleicht fünf freien Plätzen überhaupt drei der unbelegten Sitze direkt hintereinander liegen, und zwar in den drei Sitzreihen, die von den HSV-Fans belegt worden sind. Probiert es nur mal aus, es klappt!

Mit unserer so geschaffenen Business Class ließen wir den Flug ganz locker angehen, und erfreuten unsere dänischen und spanischen Mitreisenden auch nur von Zeit zu Zeit mit Walt-Disney-Dschungelliedern oder Lobpreisungen auf die EHF-Trophäen. So vielleicht nur alle 15 Minuten…

Beim Überflug über Dithmarschen wurde es Mirja und Carsten dann auch ganz warm ums Herz. Von oben konnten wir immerhin Büsum erkennen. Wenn Flugzeuge eine Notbremse hätten, hätten wir hier kurzer Hand mal aussteigen können, dann wäre der Weg nach Hamburg nicht so weit gewesen. So ging es aber über Bordelum und Flensburg weiter in Richtung Billund. Was für ein Glück für die Turnbrüder…!

Erstaunlicher Weise landeten wir diesmal einigermaßen pünktlich um 20.30 Uhr in Dänemark. Auf der Heimfahrt haben wir uns um 22.30 Uhr noch im Skandinavien-Park mitten in Handewitt verabredet, wo wir beim Tanken auf traurige Flensburger trafen, die uns aber immerhin zum Pokalsieg gratuliert haben. Bei Burger King wurde dann auch noch mal der Kohlenhydrate-Tank aufgeladen und anschließend machten sich die beiden Wagen auf dem Weg nach Hamburg.

Das Abenteuer León war für die Exoten-Gruppe dann auch am Dienstag Morgen um 01.30 Uhr beendet. Und es hat sich gelohnt. Wahrlich!

Originaltext von Andre im HSV Forum


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