Montag, 16. Juli 2007

Lerneffekt

Handball HSV-Trainer Martin Schwalb"Wir müssen alle ein bisschen dazulernen"
HAMBURG
-Trainingslager in Österreich, das können die Handballer des HSV auch. Heute bricht der Europapokalsieger nach Klagenfurt auf, um in den kommenden sieben Tagen am Wörthersee die athletischen Grundlagen für eine erfolgreiche Spielzeit 2007/08 zu legen. Vor dem Abflug spricht Trainer Martin Schwalb über die Ziele.
ABENDBLATT: Welches Gefühl nehmen Sie ins Trainingslager?
SCHWALB: Ein sehr gutes. Wir freuen uns alle, dass es wieder losgeht. Die Akkus sind aufgeladen, die Mannschaft stimmt mich optimistisch.
ABENDBLATT: Ist dieser HSV der beste, den es je gab?
SCHWALB: Ich bin kein Freund solcher Vergleiche, weil es den Mannschaften nicht gerecht wird. Es ist jedenfalls ein sehr guter HSV. Wir sind überzeugt, dass wir uns gut verstärkt haben. Ob sich alle durchsetzen, ist eine andere Frage. In einer Mannschaft wie unserer muss jeder um seinen Startplatz kämpfen. Aber ich schätze den Charakter der Jungs so ein, dass sie diesen Kampf annehmen.
ABENDBLATT: Ist der HSV schon auf Augenhöhe mit dem Tripel-Gewinner THW Kiel?
SCHWALB: Es wäre vermessen zu sagen: Wir sind besser als die. Aber wenn man punktgleich mit dem Meister Zweiter wird, will man jedenfalls nicht schlechter abschneiden. Das Allerwichtigste ist, dass wir uns für die Champions League qualifizieren, weil sie im Handball immer größere Bedeutung gewinnt.
ABENDBLATT: Werden Sie angesichts des mörderischen Terminplans Prioritäten legen?
SCHWALB: Das wäre fatal, denn dafür haben Meisterschaft, Pokal und Champions League zu großen Stellenwert. Tatsache ist, dass die Belastung, die auf uns zukommt, enorm ist, da müssen wir alle noch ein bisschen dazulernen. Für die Kieler, die sich x-mal für die Champions League qualifiziert haben, ist es Business as usual.
ABENDBLATT: Hat der Kader genügend Tiefe und Qualität?
SCHWALB: Ich denke schon. Vergangene Saison hatten wir das Glück, dass wir alle Spieler heil durchbekommen haben . . .
ABENDBLATT: Im Handball eher eine Ausnahmesituation. Ist die Mannschaft gefestigt genug, um Rückschläge wegzustecken?
SCHWALB
: Das hat sie in der abgelaufenen Serie bewiesen. Auch wenn man es fast vergessen hat: In der Hinrunde gab es schwierige Phasen, in denen Leistungsträger gefehlt haben. Solche Probleme werden wiederkommen. Ich hoffe nur, dass nicht zu viele gleichzeitig ausfallen und einige wenige die ganze Last tragen müssen.
ABENDBLATT: Der THW Kiel hat bewiesen, dass es geht.
SCHWALB: Die hatten ein Jahr, in dem sie einfach nicht nachgedacht haben. Es ist grundsätzlich immer das Beste, sich nicht den Kopf zu zerbrechen darüber, wie hart das Programm doch ist. Das ist Energieverschwendung und hemmt.
ABENDBLATT: Dennoch: Was geht Ihnen durch den Kopf wenn Sie an die nächste Saison mit bis zu 58 Spielen plus Europameisterschaft und Olympia denken?
SCHWALB: Als Profis werden wir unsere Arbeit erledigen und kein Alibi suchen. Wir müssen aber auch klar artikulieren, dass es zu viel ist und die Jungs verheizt werden. Eine Entzerrung des Spielplans ist dringend notwendig.
ABENDBLATT: Bisher sind alle Appelle wirkungslos verhallt.
SCHWALB: Es geht doch nicht nur auf Kosten der Spieler, sondern auch der Qualität des Spiels. Das kann in niemandes Interesse liegen. Schon gar nicht in dem von RTL, die künftig Weltmeisterschaften übertragen, was für den Handballsport ein Traum ist. Deshalb sollten wir uns alle an einen Tisch setzen.

"Wir müssen alle ein bisschen dazulernen"

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