Sonntag, 29. April 2007

4. Etappe: Si se pudo!


Was für ein Spiel! Kampf. Einsatz. Spannung. Und Emotionen. Viele Emotionen!

Ademar kam gut ins Spiel und lag schnell mit drei Toren vorne (5:2). Unsere liefen ständig dem Rückstand hinterher, aber wann immer man das Gefühl hatte, dass sie dran waren, drehten die Spanier auf und legten noch mal ein bisschen was dazu. Gleichwohl ließen unsere Jungs die Gastgeber zur Halbzeit nur mit drei Toren vorne liegen, und weil schon so viele Treffer gefallen waren, stand fest, dass León mit mindestens fünf Treffern Differenz würde gewinnen müssen.

In der Halbzeitpause konnte man den Fans aber die Anspannung ansehen. Auch ich hatte mir die Sache eigentlich einfacher vorgestellt. Insbesondere der unglaubliche Schalldruck in der Halle machte das Spiel nicht eben leichter für unsere Jungs.


Aber Schwalbe hatte ihnen in der Kabine die Leviten gelesen. In der 2. Hälfte lief es deutlich besser. Gerade unser Rückraum kam nun deutlich besser ins Spiel. Tor um Tor kämpften wir uns an Ademar heran, und als wir 12 Minuten vor Schluss erstmalig mit 29:28 in Führung gingen, machte sich im Fan-Block eine spürbare Erleichterung breit.

Was dann jedoch passierte, lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Ein Totalausfall sämtlicher Systeme! Nichts ging mehr! Vorne fielen keine Treffer und hinten machten die Spanier ein einfaches Tor nach dem anderen. Das Fehlen von Bobo machte sich in der Abwehr leider allzu deutlich bemerkbar. Fünf Minuten vor dem Ende hatten die Spanier mit 35:30 erstmalig die Hand am Pott. Und der sollte doch uns gehören! Und als wir bei 37:32 für die Gastgeber noch eine 2-Minuten-Strafe einstecken mussten, sah ich schon schwarz. Ich blickte mich um und sah nur erstarrte Gesichter. Und dann noch die Halle. „Si se puede!“ hallte es von überall her.

Aber Schwalbe blieb cool. Und wie cool! 90 Sekunden vor dem Ende brachte er mit Zloty den sechsten Feldspieler. Scheiß drauf, ich setze alles auf eine Karte, wird er sich gedacht haben. Triumph oder Untergang! Und es sollte funktionieren: 12 Sekunden waren noch zu spielen, als Nick den finalen Treffer ansetzte. Sein 10. Tor in diesem Spiel, und möglicherweise das allerwichtigste in seiner ganzen Karriere!

Und was dann passierte, bezeichnete Goran auf der späteren Siegesfeier als die „geilste rote Karte“, die er je in seinem Leben gesehen hatte. Und er hat bekanntlich schon viel erlebt! Die Spanier versuchten, den Ball schnell durch die Mitte zu spielen, um so noch den 38. Treffer erzwingen zu können. Und was macht dann Schrödi? Im Stile eines Fußball-Torhüters hechtete er auf den fliegenden Ball zu und lenkte ihn ab. Unglaublich! Sofort musste er vom Platz, aber statt der verbliebenen zwölf Sekunden leuchteten die Ziffern „29:54“ von der Anzeigentafel. 6 Sekunden für eine rote Karte. Schrödi, das war richtig geil. Und sch*** auf die Sperre für das erste Champions-League-Spiel.

Trotzdem wollten es die Spanier natürlich noch mal wissen. Aber Pommes blockte den Angriff ab, und danach war nur noch Jubeln angesagt. Auf dem Feld gab es ein wüstes Tohuwabohu und in keinem Gesicht auf den Rängen blieben die Augen trocken. Alle lagen sich in den Armen. Und den Anblick, wie Andreas Rudolph mit dem Pokal auf die Fans zuging, werde ich Zeit meines Lebens nicht mehr vergessen.

Und was dann folgte, sollte die DHB-Pokal-Feier aus dem vergangenen Jahr in den Schatten stellen. Doch dazu später mehr…

Originaltext von Andre im HSV Forum


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