Sonntag, 29. April 2007

3. Etappe: Madrid – León


3. Etappe: Madrid – León

Für den Transfer in die Hauptstadt der Provinz Kastillien-León folgten wir der berühmten Early-Bird-Theorie von Max. Um 05.45 Uhr klingelte der Wecker. Das hatte immerhin den Vorteil, dass die sechs Exoten von allen Mitreisenden vermutlich den längsten Europapokal-Sonntag erlebt haben. Hat ja auch was für sich…

Leider konnten wir im Ibis-Hotel nicht den Zaubertrank vom Vortag genießen, der uns zu dieser Uhrzeit sicherlich weit nach vorne gebracht hätte. Das Desayuno-Buffet wurde nämlich erst um 06.30 Uhr eröffnet, und zu dieser Zeit waren wir schon lange auf dem Weg zur Metro-Station.

Das madrilener Metro-Netz ist gut ausgebaut. Die Vielzahl von Linien macht das Ganze zwar ein bisschen übersichtlich, aber die Züge sind schnell, fahren oft und sind letztlich auch günstig. Jede Fahrt im „Innenstadtbereich“ (der ungefähr so groß ist wie ganz Hamburg) kostet nur einen Euro. Wir hätten euch gerne Fotos von der U-Bahn hier herein gestellt, nur wurde Kajsas Versuch jäh von einer uniformierten Sicherheitskraft unterbunden! Sie musste die gerade erst erstellte Aufnahme sogar vor den wachsamen Augen der Security von ihrer Karte löschen. Madrid ist nach den furchtbaren Terroranschlägen zu einer Festung geworden.

Dementsprechend sicher kamen wir rechtzeitig am Bahnhof an. Das im Hotel verpasste Frühstück holten wir kurzerhand am Bahnhofs-Kiosk nach und bestiegen dann schon weit weniger schlaftrunken den Schnellzug nach León.

Kurz vor der Einfahrt in den Leóniter Bahnhof konnten wir an Steuerbord schon den Palacio Municipal de Deportes erblicken, ein von außen unscheinbares Bauwerk. Dass drinnen in Kürze ein wahrer Hexenkessel entstehen sollte, konnte man zu dieser Zeit noch nicht erahnen.

Nach der Ankunft in León machten wir erstmal die Rückfahrkarten für den Autobus klar. Nach langer Diskussion einigten wir uns schließlich auf den Bummelbus, der um 09.30 Uhr abfahren und um 13.45 Uhr in Madrid ankommen sollte. Der Bus wurde von „Alsa“ betrieben, einem der Hauptsponsoren von Ademar. Der Mitarbeiter von Alsa hat uns sehr herzlich bedient und freute sich sehr über unser Erscheinen und das bevorstehende Match. Insgesamt sind wir unglaublich freundlich in der Stadt aufgenommen worden. Wo immer wir uns mit unseren Trikots und Schals präsentiert haben, wurden wir auf das Spiel angesprochen. Die Ademaristas waren zwar ebenso Sieges sicher wie wir, aber das tat der großen Freude überhaupt keinen Abbruch.

Nach dem Einchecken im Hotel Quindos sind wir zu der nahe gelegenen Kathedrale gepilgert, um dann auch endlich den Tross der Hamburg-Shopper zu treffen. Auf dem Weg zur Kirche trafen wir noch Winnie und Fritz Bahrdt, die uns von der großen Begeisterung in der Stadt berichteten. In der sehr schönen Kathedrale im gotischen Baustil trafen wir noch Dirk Hoffmann, und spätestens jetzt waren unsere Mental-Schalter von „Madrid-Tourist“ auf „HSV-Supporter“ umgeschaltet worden. Ich wurde immer aufgeregter und habe in der Kathedrale sogar eine Kerze für den HSV entzündet. Na ja, nicht wirklich entzündet: Man musste ein 10-Cent-Stück in einen Automaten einwerfen, und dann flammte die elektrisch betriebene Kerze für ein paar Minuten auf. Aber: Wie wir jetzt schon wissen, hat es geholfen. Oder jedenfalls nicht geschadet.

Beim Verlassen der Kathedrale erblickten wir auf der gegenüber liegenden Seite des Marktplatzes die anderen Fans. Eigentlich haben wir sie gar nicht gesehen, sondern nur gehört: „Hamburg!“ – „Hamburg!“ hallte es im Wechselgesang über den Platz. Das war der Zeitpunkt, sich zu erkennen zu geben. Mit voller Inbrunst brüllten wir „Hamburg!“ entgegen, und die Freude bei der Zusammenkunft war riesig! Nur der HSV!

Svanne hatte schon weit vor dem Wochenende Kontakt zu den spanischen Fans aufgenommen und zusammen mit dem dortigen Fanclub ein Treffen organisiert. Nachdem wir am Fernseher den SCM-Sieg im EHF-Cup verfolgt hatten, kamen 40 Hamburger mit ca. 30 Ademaristas zusammen und ölten bei Paella und Cervezia schon mal ihre Stimmen für den Abend. Wir dürften als knapper Punkt-Sieger aus dem Wettbewerb hervor gegangen sein, konnten aber schon mal einen deutlichen Eindruck von dem gewinnen, was uns (und das Team) im Sportpalast erwarten sollte.

An dieser Stelle möchte ich nochmals Svanne für die tolle Organisation des Fan-Meetings danken, die wahrlich nicht immer ganz einfach war. Bis zuletzt musste sie zahlreiche Hürden aus dem Weg räumen. Das allerdings äußerst erfolgreich. Wir hatten einen riesen Spaß!

Den Weg in die Halle legten wir zusammen mit den Leónitern zurück. Die staunten nicht schlecht, als wir vor einer roten Fußgängerampel standen. In León wird an einigen Ampeln die verbleibende Zeit bis zur nächsten Grünphase angezeigt. Und drei Mal dürfen die daheim Gebliebenen raten, was in den letzten 10 Sekunden der Rotphase passierte… Mit einem inbrünstigen „Du hast die Haare schön!“ wurde der Übergang passiert. Die Ademaristas schüttelten völlig belustigt ihre Köpfe…

Vor der Arena löste sich die gemeinsame Karawane auf. Wir wünschten uns wechselseitig viel Spaß und weniger Glück und schlossen uns unseren jeweiligen Fan-Gruppen an. Den Palacio de Deportes schätze ich auf ein Alter von ca. 40 bis 50 Jahren. Die HSV-Fans wurden in eine Ecke hinter dem Tor verbracht, von wo aus man leider nur eingeschränkt auf das Spielfeld gucken konnte. Insofern erging es uns nicht viel besser als den Eurosport-Zuschauern in Hamburg.

Allerdings haben wir die Atmosphäre in der Halle miterlebt! Und die war der helle Wahnsinn. Sogar die Sarajevo-Fahrer empfanden den Lärmpegel als deutlich höher als in der bosnischen Hauptstadt. Es waren nur gute 6.000 Zuschauer in der Halle, aber die produzierten einen unbeschreibbaren Lärm. Auf den diversen You-Tube-Videos lässt sich die Stimmung ein bisschen erahnen. Aber das ist kein Vergleich dazu, selbst in diesem Hexenkessel zu stehen. Nicht zuletzt sagte Matti nach dem Spiel, dass sie gerade die Hölle besiegt hätten.

Wir haben aus unserer Ecke heraus wirklich alles gegeben, und der Support war wirklich gut. Aber wir hatten definitiv keine Chance gegen die enthusiastischen Anhänger des Gastgeberteams. Insbesondere die sehr melodische Vereinshymne (Download auf www.ademar.com) und das typisch spanische „Si se puede!“ brachten richtig Feuer in die Hütte.

Alles war nun bereit für das große Spiel!

Originaltext von Andre im HSV Forum


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