Samstag, 28. April 2007

2. Etappe: Mannschaftszeitfahren in Madrid


Madrid an einem Tag. Knappe 16 Stunden für eine 4-Millionen-Metropole. Dieses ambitionierte Vorhaben wird jedenfalls dann kein Problem, wenn man zuvor das Frühstücksbuffet im Ibis-Hotel Aeropuerto genossen hat. Das annähernd flüssige Getränk, das dort unter der Bezeichnung „cafe“ ausgeschenkt wurde, dürfte nämlich das konzentrierte Extrakt der gesamten Weltjahresproduktion von Kaffeebohnen aus dem vergangenen Jahr gewesen sein. Mit nur einem Schluck haben wir jedenfalls unsere persönlichen Koffeinbedarfe der kommenden vier Wochen abgedeckt.

In gruppendynamischer Abstimmung einigten sich die Exoten darauf, die 1-Tages-Tour per Stadtführung abzuwickeln. Madrid Vision fährt mit offenen Doppeldecker-Bussen durch die Hauptstadt der Iberer und man kann auf zwei Routen an insgesamt ca. 30 Stationen beliebig oft ein- und aussteigen. Na also, auf in den nächsten Bus, der dann auch fünf Minuten später vorfuhr. Schade nur, dass alle Plätze schon belegt waren und der Fahrer deshalb nicht mal anhielt, sondern direkt durchfuhr. Beim nächsten Bus war es keinen Deut besser, und zwei weitere Busse später hatte sich auch schon eine beachtliche Menschenmenge an der Haltestelle versammelt. Dies war die Stunde, in der ein „Aktives Anstehen“ entwickelt werden musste. Die beste Idee hatte Max, indem er bei der Annäherung des nächsten Busses wild und hektisch gestikulierend einige Schritte in Richtung Bus lief. Wie erhofft, folgte ihm die Meute unverzüglich und panikartig. Stante pedes kehrte Max um, der Tross rannte natürlich weiter, und wir waren nun fast alleine. Schade nur, dass das alles nichts gebracht hat, da auch dieser Bus wieder durchfuhr.

Irgendwann hat es dann aber doch geklappt, und wir fuhren im Schritttempo durch das historische Madrid. In dem noch zu schreibenden Reiseführer „Madrid in one day“ werden wir den Besuch des „Palacio Real“ empfehlen: Der Königspalast hat 2.800 Zimmer, die allesamt unbewohnt sind. Okay, die Einrichtung der Räume habe ich schon irgendwo mal gesehen, und zwar vermutlich im Wohnzimmer meiner Oma. Wir empfehlen den Monarchen einen beherzten Einkauf im schwedischen Möbelhaus, um das Interieur mal ein bisschen auf Vordermann zu bringen. Von einer Begegnung der ganz besonderen Art lässt sich noch berichten: Eine kleine Gruppe deutschsprachiger Touristen geriet beim Anblick unserer HSV-León-Schals ins Rätseln, gegen wen denn „der HSV“ an diesem Wochenende spielen würde. Nach einigen völlig unqualifizierten Rateversuchen einigten sich die Landsleute auf ein Auswärtsspiel in Mainz! Hätte man mal jemanden gefragt, der sich damit auskennt…

Bevor wir gegen Abend meinem persönlichen Höhepunkt, dem Besuch im Estadio Santiago Bernabeu, entgegen fieberten, mussten wir noch miterleben, wie sich der gesamte Wolkenhimmel im gar nicht so warmen Madrid über die Stadt ergoss. Spanische Autos mit Zentimeter dicken Hagelmützen im April dürften schon ein seltener Anblick sein.

Dann aber ging es in den Fußballtempel, der leider nur von der falschen Mannschaft bespielt wird. Gleichwohl ist die Arena unglaublich beeindrucken. Das Stadion für 80.000 Zuschauer liegt mitten in einem madrilener Wohngebiet. Die steilen Ränge sind extrem eng bestuhlt. Ein faszinierendes Bauwerk.

Noch beeindruckender ist jedoch die Präsentation der Trophäen: In mehreren Sälen werden die Erfolge der vergangenen 105 Jahre ausgestellt, u.a. zwei UEFA-Pokale und insgesamt neun (!!!) Europapokale der Landesmeister. Was für Pötte…!!! Die angemessene Einstimmung auf dieses Wochenende. Wann bauen wir solch ein Museum für den HSV Hamburg?

Abends sind wir noch zum Flair schnuppern in die Altstadt gegangen und haben die netten Sightseeing-Tag in einer charmanten Tapas-Bar ausklingen lassen.

Originaltext von Andre im HSV Forum


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