Montag, 12. November 2007

Zuviel studiert

Auf den Punkt gebracht
In letzter Sekunde sichert Guillaume Gille dem Vizemeister das vorzeitige Weiterkommen. Rainer Grünberg

Von Stefan Reckziegel

Hamburg -

Bisher galt Kyung-Shin Yoon beim HSV Hamburg als Mann für die wichtigen und späten Tore. Mit seinem 33:37 zehn Sekunden vor Schluss in Leon sicherte der Südkoreaner Ende April im Rückspiel den Europacup der Pokalsieger. Jüngst traf er mit seinem linken Wurfarm zum 31:30-Bundesligasieg in Kiel - drei Sekunden vor Ende.

Seit Sonnabend heißt der Last-Second-Man des Hamburger Handballs Guillaume Gille. In der Schlusssekunde erzielte der französische HSV-Kapitän den von 3158 Besuchern in Alsterdorf bejubelten Ausgleich zum 32:32 (16:16) im Champions-League-Gruppenspiel gegen Medwedi Moskau - per Rückhand. "Solch einen Wurf kann man normalerweise nur machen, wenn man sich dreimal die Hand gebrochen hatte", staunte HSV-Geschäftsführer Peter Krebs, neben -Trainer Martin Schwalb 1989 mit TuSEM Essen Europacupsieger.

Mit dem Remis in der "Königsklasse" gegen die bärenstarken, teils überaus handgreifleichen Russen (acht Zweiminutenstrafen) war der HSV-Coach keineswegs unzufrieden. "In der ersten Halbzeit waren wir unkonzentriert und hätten die Chance gehabt, uns abzusetzen", konstatierte Schwalb. "In der zweiten Hälfte haben wir gut gekämpft und zu unserem Spiel gefunden." Noch einen Sieg aus zwei Spielen braucht der HSV, um als Primus der Staffel E in die zweite Gruppenphase einzuziehen - verbunden mit 30 000 Euro Antrittsprämie. Vorzeitig weiter sind die Hamburger bereits.

Vor allem Rückraumstar Pascal Hens, der neun seiner 13 Wurfversuche in Tore ummünzte, spielte mal wieder wie ein Weltmeister: Hens half zweimal, einen 26:29-Rückstand (49. Min.) in ein 31:29 umzuwandeln. Der Pole Krzystof Lijewski (24), der schon in der Anfangsphase fahrig gewirkt hatte, gefährdete den Sieg beim Stand von 31:30 mit einem riskanten Abspiel, ehe er Guillaume Gille zum 32:32 fand. "Wenn man in letzter Sekunde ausgleicht, hat man einen Punkt gewonnen", urteilte HSV-Sportchef Christian Fitzek. "Bei uns fehlten heute zehn bis 15 Prozent." Nach dem Coup von Kiel über weite Phasen auch Kraft und Konzentration in der Abwehr.

Yoon, zuletzt von der Siebenmeterlinie stets "Mr. Hundert Prozent", war zudem mit zwei Strafwürfen gescheitert. "Das ist zu viel", sagte der 2,04-Meter-Mann, der "Bären"-Keeper Alexej Kostigow wie alle Torhüter zuvor auf Video studiert hatte. "Diesmal habe ich zu viel überlegt." Lächeln konnte Yoon dennoch - Gille sei Dank.
Auf den Punkt gebracht

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